Kann das wirklich sein? Hab‘ ich 2021 nur zehn Bücher gelesen? Und alle anderen nur angelesen oder noch nicht einmal angefangen zu lesen? Ich war total überrascht, als ich das beim Schreiben meines Jahresrückblicks 2021 bemerkte. Ich bin doch eine Leseratte!?!! Das wollte ich genau wissen, habe die „ungelesenen“ Bücher (fast) alle zusammengesucht, und fotografiert. Und – ja – es ist tatsächlich so.
Fürs Lesen werde ich dieses Jahr nicht viel Zeit haben
Ich war so schockiert, dass ich mir für 2022 vorgenommen habe, wieder mehr zu lesen. Mir die Zeit zu nehmen um, auf dem Sofa sitzend und bei einer Tasse Tee, lesend alles um mich herum zu vergessen. Aber ich merke schon nach den ersten Wochen des Jahres, dass dieses Ziel völlig unrealistisch ist. Also lasse ich mein Ziel samt dieser liebgewonnene Gewohnheit erst mal los.
Meine Geschichte: Wie ich zur Leseratte wurde
Ich habe als Kind nur gelesen, wenn ich krank im Bett lag. Meine Leidenschaft für Bücher entstand erst viele Jahre später. Da lebte ich schon in meiner ersten kleinen Wohnung und war gerade dabei, das Thema Persönlichkeitsentwicklung für mich zu entdecken. Ich war so neugierig und hungrig nach diesem Wissen, dass ich ein Buch nach dem anderen verschlang.
Das Internet steckte noch in den Kinderschuhen und ich hatte irgendwo gelesen, dass erfolgreiche Menschen jede freie Minute zum Lesen nutzen. Und weil ich erfolgreich werden wollte, machte ich es zu meiner Gewohnheit. Seitdem war kein Buch vor mir sicher. Das ging sogar so weit, dass ich immer eines in der Handtasche mit mir herumschleppte. Um jede noch so kleine Gelegenheit zu nutzen, um meinen Wissensdurst zu stillen.
Warum die Bücher erfolgreicher Menschen für mich so wichtig waren
Auf dem Weg zu den eigenen Zielen sind Gleichgesinnte und Vorbilder nicht nur hilfreich, sie können entscheidend dazu beitragen, motiviert zu bleiben. Ich hatte für meine Ziele keine Vorbilder im Umfeld. Ich lebte auf dem Land und irritierte die Menschen mit meinen viel zu großen Träumen. Und so waren es die vielen Geschichten erfolgreicher Menschen, die mich motivierten, meinen Weg weiterzuverfolgen. Sie waren den Weg schon gegangen und hatten bewiesen, was möglich ist. Sie hatten es trotz – oder wegen – widrigster Umstände geschafft, ein glückliches, erfülltes und erfolgreiches Leben zu leben. Waren dort, wo ich hin wollte. Die Geschichten haben mich immer und immer wieder ermutigt, dranzubleiben und niemals aufzugeben.
Meine Erkenntnis: Im Moment habe ich andere Prioritäten
Ich weiß nicht, ob es am Alter liegt oder an der Tatsache, dass man mit manchen Themen irgendwann „durch“ ist. Weil man genug darüber gelesen hat. Ich hoffe, das klingt jetzt nicht zu arrogant, aber viele Themen wiederholen sich mit der Zeit. Okay, jeder Autor schreibt ein bisschen anders, aber die Grundidee ist irgendwann klar. Trotzdem gibt es natürlich Bücher, die ich unglaublich reizvoll finde und die ich gerne lesen möchte. Aber ich tue es nicht. Zumindest nicht im Moment. Und das ist die Wahrheit. Ich nehme mir die Zeit nicht. Nicht weil ich sie nicht habe – Zeit muss man sich nehmen – sondern weil sich die Prioritäten verändert haben.
Mein allerliebstes Hobby tritt in den Hintergrund
Und das ist die eigentliche Erkenntnis. Mein Leben hat sich verändert, ohne dass ich das so richtig bemerkt habe, und das hat dazu geführt, dass mein allerliebstes Hobby in den Hintergrund getreten ist. Im Moment weiß ich noch nicht, ob ich darüber traurig bin, oder mich freuen soll. Aber darum geht es auch nicht.
Was ich normalerweise nicht tue: Ein Ziel aufgeben
Mein Learning: Ich darf ein Ziel auch mal ad acta legen, noch bevor ich es in Angriff nehme. Und das will bei mir echt was heißen. Denn ich bin eine „Meisterin des Durchhaltens“. Wenn ich etwas anfange, mich sozusagen „committe“ ziehe ich es durch. Komme was wolle. Allerdings tue ich das nur – und das fällt mir gerade auf – wenn die Motivation groß genug ist. Und das ist sie beim Lesen im Moment tatsächlich nicht. Für mich ist das völlig okay und es fühlt sich richtig an. Irgendwann wird die Zeit schon wieder kommen.
Austausch mit Gleichgesinnten statt Bücherwissen
Während ich das hier schreibe, wird mir bewusst, dass all die vielen Bücher nicht nur neues Wissen in mein Leben brachten, sondern auch Ersatz für fehlende Gleichgesinnte waren. Weil ich keine Vorbilder im näheren Umfeld hatte. Inzwischen gehören diese Menschen ganz natürlich in mein Leben. Frauen und Männer, die noch Träume haben und auf dem Weg sind, ihre Ziele zu verwirklichen. Und egal wie verrückt meine Ideen und Gedanken sind, ich kann mit ihnen darüber sprechen und sie nach ihren Erfahrungen fragen. Sie sind da, wenn ich mal durchhänge oder auf der Stelle trete. Dafür bin ich sehr dankbar.
Ich bin im lebendigen Austausch mit Menschen, die wie ich, nach den Sternen greifen. Die groß denken und sich von nichts und niemandem aufhalten lassen. Und das ist so viel mehr wert, als das Wissen zwischen zwei Buchdeckeln. Trotzdem freue ich mich, wenn ich wieder mehr lesen werde. Auf dem Sofa sitzend, mit einer Tasse Tee…