Seit unserem italienischen Kurzurlaub bastle ich an diesem Blogbeitrag, ohne in irgendeiner Weise vorwärtszukommen. Schrecklich! Ich hab‘ so viel in meinem Kopf, über das ich gerne schreiben möchte, und am Ende verliere ich mich doch wieder in Geschichten und Details, die nicht so recht passen wollen. Ich weiß mittlerweile, wie es sich anfühlt, wenn einen Blogbeitrag schreibe, der passt. Wenn ich den Punkt getroffen habe, über den ich schreiben möchte. Das sind die Beiträge, die ich auch nach der Veröffentlichung immer und immer wieder lese – und mich über mein eigenes Geschreibsel freue wie ein kleines Kind.
Aber manchmal trete ich auf der Stelle und das macht mich immer hellhörig. Denn es ist in der Regel ein sicheres Zeichen dafür, dass ich zwar auf dem Weg zum Ziel, aber auch auf einem Holzweg bin. Nur auf welchem? Am Ende war es ein Newsletter, der den „Holzweg“ hell erleuchtete und mir eine wichtige Erkenntnis schenkte.
Die Schattenseite der „Scannerpersönlichkeit“
Ich gehöre zu den Scannerpersönlichkeiten. Das bedeutet, dass ich unglaublich wissbegierig bin und leidenschaftlich gerne neue Bereiche erobere. Ich liebe diese Eigenschaft. Es gibt fast nichts, was mich nicht interessieren könnte. Das ist äußerst hilfreich fürs Business, denn so entwickelt es sich von ganz alleine weiter. Meine Hauptaufgabe besteht lediglich darin, alles zu ordnen und zu priorisieren.
Gekoppelt mit einer hohen Umsetzungskraft und meinem fürchterlich schnell arbeitenden Verstand kann es allerdings dazu führen, dass ich über meine eigenen Füße stolpere. Dass ich geistig in einer Zukunft bin, von der der Rest von mir noch gar nichts weiß.
Wenn einem der „Anfängergeist“ im Weg steht
Der Begriff stammt aus dem Zen und beschreibt „einen offenen Geist, der die Dinge immer frisch und neu betrachtet, als hätte man noch nie davon gehört“. Also wie ein Anfänger. Du hörst mich deshalb selten sagen: „Ach, das weiß ich schon, ich muss mir das nicht mehr anhören.“ Denn ich habe die Erfahrung gemacht, dass es immer etwas gibt, das ich noch nicht weiß. Immer.
Das hat allerdings den Nachteil, dass ich versuche, neues Know-How 1:1 umzusetzen. Wie bei einem neuen Kochrezept. Das alleine wäre noch nicht dramatisch, aber es kann schnell passieren, dass ich meine Erfahrungen über Bord werfe und das neue Wissen über das Alte stelle. Was zur Folge hat, dass ich selbst dabei irgendwie verloren gehe. Bis dato war mir das gar nicht bewusst.
Ich habe wirklich tolle Eigenschaften, aber…
Wenn man meine „Scannerpersönlichkeit“ und die Haltung des „Anfängergeistes“ mit zwei weiteren meiner Eigenschaften koppelt, kann das (bei zentral wichtigen Themen) zu einer fast tödlichen Mischung führen. Ich sage ganz bewusst „tödlich“, denn es fühlt sich an, als würde mich das von dem, was ich bin, abkoppeln.
Ich habe eine gesunde Portion Ehrgeiz, der allerdings nichts mit Wettbewerb oder „gewinnen wollen“ zu tun. In der Regel messe ich mich nur mit mir selbst. In der Kombination mit meiner Scannerpersönlichkeit, lässt er mich regelrecht zur Höchstform auflaufen. Wenn ich ein Thema für mich erobern will, gibt es kein Halten mehr. Dann will ich wissen, wie es funktioniert.
Zuverlässigkeit zeigt sich bei mir auch darin, dass ich, wenn ich mich für etwas entscheide, durchziehe. Komme was wolle. Aufgeben ist dann keine Option für mich. Erst recht nicht, wenn mein Ehrgeiz geweckt ist.
Die Kombination bester Eigenschaften lässt mich auf der Stelle treten
Wenn wir jetzt alles in einen Topf werfen, entsteht ein Cocktail aus:
- Ich setze das gelernte 1:1 um, und kombiniere es mit einer kleinen Prise Perfektionismus.
- Die Begeisterung treibt den Ehrgeiz eiligst zum Ziel.
- Der Ehrgeiz treibt zur ständigen Verbesserung an.
- Das Committment wird zur Verpflichtung.
Das ist bewusst übertrieben dargestellt. Im aktuellen Fall hat diese Kombination – grundsätzlich guter Eigenschaften – dazu geführt, dass ich meine Freude an Social Media und dem Bloggen verloren habe. Bei all den von mir selbst verordneten (Nein, daran ist kein anderer Schuld!!) Pflichtprogrammen habe ich mich selbst aus den Augen verloren. Mich, meine Erfahrungen, Wünsche und Bedürfnisse. Ist es da ein Wunder, dass ich völlig uninspiriert nur noch versuche, das gelernte mehr schlecht als recht umzusetzen?
Die Lösung ist eine andere, als ich vermutete
Draufgekommen bin ich durch den Newsletter der lieben Alexandra Polunin, in dem sie sinngemäß schreibt,
dass wir immer noch mehr Kurse kaufen, um noch mehr über ein Thema zu lernen. Dass wir Wissen regelrecht anhäufen, um dann doch mal wieder in der Sackgasse zu landen. Dass wir nicht einfach nur gut informiert sind, sondern überreizt, überfordert und durcheinander. Dass wir langsam aber sicher den Kontakt zu uns selbst und unseren Stärken und Wünschen verlieren. Und „dass wir uns angesichts der genialen Ideen auf Social Media nicht in inspirierter fühlen, sondern demotiviert. Und gelähmt.“
Als ich das gelesen hatte, gingen mir ganze Kronleuchter auf. Ich konnte aufhören, nach verborgenen Blockaden aus der Vergangenheit zu suchen. Es war so einfach, aber ich wäre alleine nicht draufgekommen. Es ist Zeit, das Gelernte umzusetzen und meinen ganz eigenen Weg durch den Dschungel des „How to“ zu finden.
Mein Learing
Wie ich das im Alltag umsetzen werde? Indem ich weiterhin Abstand von all den Kursen und Gruppen nehme, zu denen ich mich committet habe. Dass ich das „How-To“ der anderen erst mal hintenan stelle, um mein eigenes Know-How (von dem ich ausreichend viel habe) zu nutzen. Ich werde mich darin üben, immer wieder in meine „Bubble“ zurückzukehren, um mit mir in Kontakt zu sein und herauszufinden, welcher nächste Schritt für mich der richtige ist.
Ich werde mich darin üben, weniger zu denken und mehr zu fühlen. Werde weiter lernen, auf meine innere Stimme hören und ihr zu folgen. Und vielleicht werde ich manchen Weg anders gehen, als man das gemeinhin tun sollte. Ich werde mich in eine erfahrungsfreie Zone wagen und Neuland betreten.
Wie gelingt es dir, deiner inneren Wahrheit zu folgen?
Hallo Marita,
mir ging es diesen Sommer ganz genauso. Natürlich kann ich hunderttausend Kurse machen, aber wenn ich das Gelernte nicht auf meine Art und Weise anwende, was bringt es mir dann? Die Erkenntnis allein ist schon super, doch die Versuchungen gerade jetzt im Herbst, wo alle Welt ihren Topp-Kurs an Mann und Frau bringen möchte, ist echt nicht einfach. Ich bin gespannt, welchen Weg durch diesen Dschungel du einschlägst und wünsche dir viel Kraft, dich selbst dabei nicht aus den Augen zu verlieren.
Liebe Grüße,
Maria
Liebe Maria, vielen Dank für Deinen langen Kommentar. Du bringst es auf den Punkt: Wenn ich das Gelernte nicht auf meine Art und Weise anwende, was bringt es mir dann. Genau. Gar nix. Ich bin auch gespannt auf meinen Weg, ich melde mich direkt bei Dir.
Liebe Grüße, Marita
Hallo liebe Marita!
So spannend, derselbe Newsletter hat mich auch ziemlich aufgerüttelt! Zwar war der Gedanke an und für sich nicht neu für mich, aber ich vergesse es immer wieder. Und dann bin ich ständig am Lesen, am Schauen, was die anderen machen, am Kurse absolvieren… Und schlussendlich überreizt und verwirrt. Dabei ist doch schon so viel da an Wissen, das nur endlich mal angewendet werden will – auf meine eigene Art und Weise. Darum habe auch ich mich zurückgezogen von den sozialen Medien und bin mich am Sammeln und am Reflektieren, was eigentlich meine Wahrheit ist und wie ich die rausbringen will. Ich glaube, dieses Thema brodelt bei etlichen Leuten aktuell!
Herzliche Grüsse, Sarah
Das ist ja toll. Ich liebe ihre Newsletter und sie inspirieren mich immer wieder neu. Ja, das ist nicht nur unser Thema und ich bin gespannt, welchen Weg wir für uns finden werden. Ich melde mich noch direkt bei Dir.
Gruß, Marita
Liebe Marita,
auch ich stimme Dir zu, im Prinzip ;o)
Denn zum Einen bin ich so neu im Metier, sowohl Social Media, als auch mit meiner Selbständigkeit, dass ich ziemlich viel Neues und Inspirierendes auf Social Media finde, aufsauge und dadurch auch lerne. Es sind viele wirklich sehr interessante Frauen im Business unterwegs, die so ehrlich über sich schreiben und tolle Angebote haben.
Dadurch traue ich mich zu zeigen, zu kommunizieren und entwickle neue Ideen.
– Und – zum Anderen verliere ich in all den Beiträgen und Challenges dann leicht meinen eigenen roten „Pfaden“, weil es u.a. einfach auch viel Zeit kostet. Da darf ich mich zügeln und wieder einen Schritt zurück treten. Denn sonst verwässert meines, weil ich dafür dann nicht genug Raum und im weiteren leider auch zuviel Druck habe. Und dann geht bei mir gar nichts mehr.
Einatmen und ausatmen.
Ich danke Dir für all Deine Impulse und den immer wieder wohltuenden Austausch.
Danke für Deinen Kommentar, liebe Anke!
Du hast natürlich recht. Ich bin vor 8 Jahren gaaanz tief in das Thema Marketing eingetaucht, nachdem ich allerdings schon fürs Familienunternehmen das Marketing betreut hatte. Und dann wiederholen sich die Themen im Prinzip immer wieder. Trotzdem gibt es auch viel Neues und spannendes.Ich glaube, dass es wichtig ist, wie du es beschreibst, immer wieder einen Schritt zurückzutreten und Inne zu halten.
Liebe Grüße, Marita
Liebe Marita, so ein toller Beitrag und er spricht mir aus der Seele. Und ich sage bewusst Seele, denn die ist gerade müde, möchte viel lieber raus in die Natur, als vorm Rechner die nächste (eigentlich richtig schönen und von mir so gewollten) Dinge abzuarbeiten. Auch ich habe mir eine Kurspause verordnet. Noch bin ich ja in meiner Ausbildung zum Inner Balance Coach und Ich habe mir vorgenommen das zu durchdringen, mit dem was jetzt da ist und mich auszuprobieren und nicht schon wieder zu überlegen, was ich als Nächstes machen könnte. Ich wünsche dir alles Gute und bin gespannt. Liebe Grüße, Christiane
Lieben Dank für Deinen Kommentar, liebe Christiane!
Du hast recht: Die Seele ist müde. Social Media ist eine Blase. Oder ein reißender Fluss und wir bemerken das Tempo nicht mehr. Ich schau‘ jetzt einfach mal, welchen Weg es für mich gibt. Ich halte dich auf dem Laufenden.
Gruß, Marita
liebe marita, das ist ein ganz besonders toller beitrag, der so viel in mir anklickert! danke für deine offenheit!! mir geht es genauso u das nicht zum ersten mal. ich hab gelernt, dsss es immer wieder aufs neue BEWUSSTHEIT braucht für genau diese zusammenhänge die du beschreibst um nicht in die “falle“ zu tappen dass das ganze eine eigendynamik bekommt, die mich von mir wegkatapultiert…du hast das super durchleuchtet
Oh mein Gott!!! So ein tolles Feedback. Danke, liebe Iris. Ja, genau… die Eigendynamik eines reißenden Flusses, die uns wegkatapultiert. Ich melde mich bei Dir!
Gruß, Marita
Liebe Marita,
das Überfordert und gelähmt sein von Social Media habe ich hinter mir. Ich bin wieder zurück und es fällt mir nicht mehr schwer, Insta wieder zu schließen, wenn es mir reicht, auch wenn ich dann nicht alle Beiträge sehe. Und ich mag auch nichts mehr dazu lernen und mich selbst optimieren, sondern einfach nur für mich das Beste daraus machen. Ich habe mich deswegen auch von der Shine Show Grow Gruppe von Anke Benen verabschiedet und freue mich auf einen entspannten Herbst und Winter.
Liebe Grüße von Bettina
Ja, du hattest den Mut, einfach mal auszusteigen. Ich bewundere das sehr. Ich bin dabei, einen gelassenen und entspannten Umgang damit zu finden. Vielen Dank für Deine lange Nachricht, liebe Bettina!
Liebe Marita,
danke für deine Offenheit und den tollen Blogartikel. Du zeigst damit wie wichtig es ist, daß wir bewußt mit uns und unseren Bedürfnissen umgehen, unabhängig davon was im Außen gerade los ist. Ich kenne das auch nur zu gut und weiß wie schnell ich mich im Außen verlieren kann. Danke dir!
Liebe Grüße
Beate
Vielen Dank fürs Lesen und Deinen Zuspruch, liebe Beate. Dann bin ich ja in guter Gesellschaft 😉
Liebe Grüße, Marita
Hallo liebe Marita,
wie spannend, ich bewege gerade sehr ähnliche Gedanken, und auch ich bin dabei, dies via Blog in meine eigenen Worte zu fassen. das Sich Selbst verlieren über all dem, was andere anzubieten haben und wissen… ach ja, da geht es mir auch so.
ich bin gerade auch dabei, in mich zu horchen, und das, was mein Know How ist wieder an erste Stelle zu setzen.
Danke für den tollen offenen Artikel!
liebe Grüße, Elke
Vielen Dank, liebe Elke 🙂 Ich melde mich direkt bei Dir!
Na so etwas, da denke ich schon seit Wochen oder gar Monaten darüber nach, dass mir der ganze Input in meiner E-Mail-Postfach und auf Social Media zu viel ist. Dass ich erst mal keine Kurse machen möchte, weil ich alles habe, was ich brauche. Dass das Umsetzen jetzt erst mal viel wichtiger ist als das Konsumieren weiterer Informationen …
Und dann finde ich hier deinen fantastischen Artikel und so viele Kommentare von anderen Frauen, denen es ebenso geht.
Spannend!
Und ich dachte, es würde nur mir so gehen …
Alexandra Polunin finde ich übrigens auch sehr lesenswert!
Liebe Grüße und danke für den super Artikel!
Astrid
Liebe Astrid, wir sind beide in sehr guter Gesellschaft. Es ist immer wieder ein Ringen um den richtigen Weg, weil wir uns ab und zu auch „verschlucken“, wenn wir auf zu vielen Hochzeiten tanzen. Dafür wird es uns niiiieeemals langweilig werden. Und das mit den Prioriäten lernen wir auch noch *haha“
Liebe Grüße, Marita