Der eine oder andere hat es vielleicht über meine Instagram Story mitbekommen, ich bin seit Sonntag bei meinen Eltern in Schwaben. Während mein Vater im Krankenhaus lag, war ich bei meiner Mutter Zuhause, damit mein Bruder in seinen wohlverdienten Jahres-Kurzurlaub (von einer knappen Woche) fahren konnte. Und das war auch gut so. Denn ich habe mich in dieser Woche nicht nur um unsere Mutter gekümmert, sondern auch um alles rund um Pflege & Co. Wenn mein Bruder heute Abend wieder im Lande ist, übernimmt er.
Die Woche hat nicht mehr zugelassen, als im Hier und Jetzt zu sein. Eine spannende Erfahrung. Wenn ich heute Abend wieder in München bin, werde ich erst mal die Füße hochlegen und mich in den nächsten Tagen um das kümmern, was in den letzten Wochen liegengeblieben ist. Ich war ja auf drei Workshops und ich kam noch nicht dazu, meine Notizen zu sichten.
Start in den Tag
Der gestrige Abend war anstrengend, denn mein Vater kam einfach nicht zur Ruhe. Trotzdem war ich heute Morgen um 6:30 Uhr wach. Wie wohl das Wetter wird?
Mein ganz persönlicher Wachmacher
Normalerweise gehöre ich zur Tee-Fraktion, aber ich starte immer mit dem CHI in den Tag. Ich liebe die anregende Wirkung des Ananas-Ingwer-Shot. Ein Tag ohne ist möglich, aber für mich undenkbar.
Der Pflegedienst ist da
Damit mein Vater seine lebensnotwendigen Medikamente nimmt, habe ich einen Pflegedienst organisiert, der dreimal am Tag kommt. Für meine Eltern ist das noch etwas irritierend, aber da müssen sie jetzt durch. Ich kann es nicht ändern.
Ein aufregender Start in den Tag
Die Aufregung meines Vaters hat sich über Nacht leider nicht gelegt, beim Frühstück ging es gleich wieder los. Das Problem: Es belastet meine Mutter. Also flitze ich zum Hausarzt, der mir angeboten hatte, dass ich auch am Samstag bei ihm vorbeikommen kann. Wir sprechen über die Situation und er gibt mir ein Rezept mit.
Dauergast bei der Apotheke
Die verordneten Medikamente hatte ich gestern beim Notdienst geholt, heute flitze ich gleich wieder los. Die Apotheke am Wohnort meiner Eltern hat samstags geschlossen, also fahre ich wieder 20 km, um das Medikament zu holen.
Einkaufen
Ich gehe noch kurz Einkaufen, damit meine Eltern alles für die nächste Woche haben. Wie wir das in Zukunft organisieren, müssen wir noch schauen.
Darf ich vorstellen: Schwester Rabiata
Dass mein Vater nicht mehr Auto fahren darf, ist für ihn ein unglaublicher Einschnitt in seine Selbstständigkeit. Ich verstehe das. Weil er so uneinsichtig ist, habe ich die Autoschlüssel an mich genommen und auch alle anderen Unterlagen (die meine Mutter verlegen würde). Deshalb laufe ich fast den ganzen Tag mit vollen Hosentaschen herum. Nicht, dass ich auch noch was verlege 😉
Ich hab‘ mich diese Woche zur „Schwester Rabiata“ entwickelt, aber es gibt Dinge, da kann man mit mir nicht diskutieren. Dadurch habe ich mir zwar mächtigen Ärger mit meinem Vater eingehandelt, aber das ist mir egal. Ich habe alle Unterlagen für meinen Bruder in eine Schachtel gepackt und im Keller so versteckt, dass meine Eltern sie nicht finden. Anders geht das im Moment nicht.
Italienische Momente
Seit Tagen hole ich in der Pizzeria am Ort Mittagessen für uns. Ich hatte einen mehrtägigen Erledigungs- und Betreuungsmarathon und mir das Kochen schon die ganze Woche verkniffen. Heute gab’s zur Abwechslung mal Pizza.
Kaffeepause
Kaffee geht für meine Eltern immer, 😉 also gibt’s zwischendurch immer mal wieder Kaffeepausen. Rituale sind jetzt mehr denn je wichtig und das ist eins.
Ich packe meine Koffer
Seit Ende Juni lebe ich aus dem Koffer. Letzten Sonntag haben wir den Workshop abgebrochen, um notfallmäßig zu meiner Mutter zu fahren. Am nächsten Tag bin ich mit Johannes zurück nach München, um meinen Koffer umzupacken und eine Stunde später war ich schon wieder auf der Autobahn und auf dem Weg zu meiner Mutter. Bevor sich mein Vater zum Ausruhen im Zimmer gemütlich gemacht hat, habe ich meinen Krempel rausgeholt und auf den Koffer geschmissen, damit ich gleich in Ruhe packen kann.
Rückfahrt nach München
Weil ich weiß, dass es auf der A8 im Moment Staus gibt, bin ich über die schwäbische Alb gefahren, bis zur Autobahnausfahrt Merklingen.
Blöderweise hatte ich mein Navi nicht aktiviert und so stand ich von Merklingen bis Ulm 90 Minuten lang im Stau. Und STEHEN meine ich wörtlich. Deshalb konnte ich auch ein Foto machen. Was mir so auch noch nicht passiert ist: Ich saß tiefenentspannt in meinem Auto und hab‘ die Playlist rauf und runter gehört 😂
Postdienst
Für meinen früheren Arbeitgeber bin ich noch als Freelancerin tätig und kümmere mich unter anderem um die Post. Deshalb bin ich kurz in Neuried vorbeigefahren, um sie mitzunehmen.
Wieder in München
Nach vier Stunden Fahrt bin ich um 20 Uhr in München gelandet. Johannes hatte gekocht, der Koffer ist ausgepackt und die Wäsche bereit zum Waschen. Inzwischen habe ich damit ja Routine 😉 Das ist der erste Blick auf meinen Schreibtisch, inzwischen sind noch ein paar Sachen dazugekommen.
Die Tabletten, die der Hausarzt heute Morgen verschrieben hatte, zeigen Wirkung. Mein Vater ist etwas ruhiger und das tut auch meiner Mutter gut. Und so können sie sich gemeinsam um kleine Haushaltsdinge kümmern. Zwischenzeitlich ist auch mein Bruder aus seinem (viel zu kurzen) Jahresurlaub zurück und war auch schon bei meinen Eltern. Ich bin sehr dankbar, dass wir uns gut verstehen, einander vertrauen und die Dinge Hand in Hand organisieren können. Das ist unglaublich viel wert.
Ohrwurm
Musik hat eine beruhigende Wirkung auf meine Eltern und so lief das Radio den ganzen Tag. Ich steh‘ ja nicht so auf Schlager, aber das Lied lief auf der Heimfahrt (fast) in der Endlosschleife. Ich finde den Text so schön.
Danke fürs Lesen. Noch mehr „12 von 12“ gibts bei Caro.
Liebe Marita, Danke, dass du uns einen Einblick in deinen Tag gibst.
Ich durchlebe gerade ähnliches mit meinen Eltern. Ich spüre deine Sorge um deinen Vater und die ambivalenten Gefühle, mit denen man konfrontiert wird. Einerseits möchte man ihnen die Autonomie nicht nehmen, andererseits ist es unsere Pflicht, Verantwortung und Führung zu übernehmen. Danke, dass offen darüber schreibst. Toll, dass ihr euch gegenseitig unterstützt und du einspringst, damit dein Bruder eine Auszeit nehmen kann. Liebe Grüße Nicole
Liebe Nicole,
vielen Dank fürs Lesen und Deinen einfühlenden Kommentar. Ja, diese Erlebnisse schütteln einen irgendwie durch. Auch wenn man sich mit den Themen schon befasst hat, ist es doch immer anders. Ich hüpfe gleich mal auf Deine Seite um Dich kennezulernen.
Liebe Grüße, Marita
Chapeau! Das ist eine stramme Leistung! Ich weiß, wovon ich rede. Ich hab das in den letzten zehn Jahren mehrfach mitgemacht, die Eltern, die Schwiegermutter und in den letzten fünf Jahren mein Mann. Ja, man muss manchmal rabiat sein. Als Tochter geht das noch eher als als Ehefrau. Meine Tochter hat da oft mit mir geschimpft, weil ich mir so viel aufgebürdet habe und ich nicht auf sie gehört habe.
Die Geschichte mit dem Schuhkarton finde ich klasse.
Ich hoffe, du musst jetzt nicht allzu oft zwischen München und (? kommt mir sehr würrtembergisch vor ) hin und her fahren.
Alles Gute!
Astrid
Liebe Astrid,
herzlichen Dank für Deinen lieben Kommentar. Du hast das schon so oft erlebt? Chapeau zurück! Dass ich in München bin, macht es einerseits leichter, andererseits schwerer. Wir werden sehen, was kommen wird.
Liebe Grüße, Marita
Liebe Marita, was für ein paar Wochen und was für ein Tag! Ich kann deine Situation ganz gut nachempfinden. Irgendwann ist es einfach so weit, dass wir tun, was wir tun können. Und den Rest müssen wir delegieren. Den Autoschlüssel meiner Mutter habe ich nicht versteckt, aber das Auto, das nehme ich immer ein Stück mit. Hättest du jemals gedacht, dass du dich in einer solchen Situation wiederfindest?
Ich wünsche dir weiterhin so viel stoische Ruhe und Humor in wahrhaft verfahrenen Situationen. Ich liebe dein Bild mit den vollen Taschen!
Liebe Grüße, Silke
Danke fürs Lesen und Deinen schönen Kommentar, liebe Silke.
Den Begriff „stoische Ruhe“ finde ich wunderbar und er passt. Wenn ich ganz ehrlich bin, haben wir darauf gewartet, dass was passiert. Denn natürlich haben wir die Veränderungen wahrgenommen, aber meine Eltern waren völlig uneinsichtig. Trotzdem kann man sich die Realität und die Art und Weise, wie so ein Knall dann kommt, nicht vorstellen. Ich gehe einfach mit dem, was ist und und wachse daran.
Liebe Grüße, Marita
Hallo liebe Marita,
da hast du einen echten Marathon hingelegt. Ich bewundere Menschen, deren Tag 48 Stunden zu haben scheinen. Alles Gute für dich und deine Eltern!
Liebe Grüße,
Bina
PS: Mein 12 von 12 findest du hier: https://ausgelatschte-schuhe.de/12von12-august-2023
Liebe Bina,
vielen Dank für Deinen Kommentar und Deine guten Wünsche!
Liebe Grüße, Marita
Liebe Marita,
was wollte ich noch schreiben? Da kam mir jetzt doch ein Anruf dazwischen. Einfach ist es nicht und man ist so aus dem Flow raus, oder?
Oder vielleicht auch gleich mittendrin, um das gelernte für sich anzuwenden. Ich fühle mich gerade wie ein Hamster.
Bis bald, liebe Grüße
Elke
Liebe Marita,
bei all dem Trubel – vergiss nicht, auch nach dir selbst zu schauen! Manchmal ist es unglaublich stressig und wir funktionieren trotzdem, weil es nicht anders geht. Hin und wieder muss man aber auch Kraft schöpfen.
LG
Vanessa