Als Vorbereitung für ein Gespräch sollte ich mich mit dem Thema Glück beschäftigen. Im ersten Moment dachte ich: „Oh nein, nicht das auch noch.“ Denn all die großen Worte wie Erfolg, Erfüllung, Liebe, Glück usw. flößen mir ordentlich Respekt ein. Sie bedeuten alles und gleichzeitig nichts, weil die Definition immer eine sehr individuelle ist.

Über den Erfolg und was er für ich bedeutet, hatte ich schon geschrieben, jetzt also das Glück.

Ganz ehrlich: ich fühlte mich Lichtjahre entfernt von einem glücklichen Leben.

Gleichzeitig fand ich die Fragen sehr spannend, weil ich dem Thema bisher immer ausgewichen bin. Jetzt war ich bereit übers geistige Mäuerchen zu springen und mich darauf einzulassen. Was würde ich wohl entdecken? Ich machte mich schreibend an die Arbeit, was ich Dir auch empfehle, falls du dich ebenfalls damit auseinandersetzen möchtest.

Was ist Glück?

Der Duden definiert Glück als eine „angenehme und freudige Gemütsverfassung, in der man sich befindet, wenn man in den Besitz oder Genuss von etwas kommt, was man sich gewünscht hat“. Es sei ein „Zustand der inneren Befriedigung und Hochstimmung“.

Das kleine Glück

Spontan fällt mir dabei ein Zustand ein, den ich das „kleine Glück“ nenne. Das sind kleine Momente im Trubel des Alltags, in denen ich kurz inne halte und das Gefühl habe: alles ist in Ordnung, alles ist gut. Das passiert mir gerne, wenn ich gerade spazieren gehe. Dann stehe ich da, lege die Hand auf mein Herz, atme durch und spüre, dass jetzt in diesem Moment alles gut und richtig ist. Egal, was um mich gerade passiert, in mir ist es ganz ruhig. Es ist ein bewertungsfreier Augenblick, in dem ich in Frieden bin mit dem was ist.

Was „glücklich sein“ für mich bedeutet

Bei der Frage musste ich erst mal tief durchatmen. Wie gesagt, ich hielt mich noch nicht für einen glücklichen Menschen! Als erstes wurde mir bewusst, dass Glück bei uns Zuhause keine Rolle spielte. Bei uns wurde immer und viel gearbeitet. Möglicherweise hat das meine Eltern glücklich gemacht, ich weißt es nicht. Ich weiß, dass sie positiv auf ihr Leben zurückblicken, aber über Glück haben wir nie gesprochen. Den Satz: „Wir möchten, dass du glücklich bist.“ habe ich nie zu hören bekommen.

Und dann fiel ich gleich mal auf der anderen Seite vom Pferd, denn glücklich waren für mich immer die anderen. Die Menschenbei denen es im Leben gut lief – und die deshalb allen Grund hatten, sich glücklich zu fühlen. Und die deshalb mit einem (für mich unangenehmen) Dauergrinsen durchs Leben gehen.

Und da mein Leben phasenweise eher einem Überleben glich, fühlte ich mich alles, nur nicht glücklich.

Glücklich sein verbinde ich mit Freude, Leichtigkeit und Genuß.

Dabei wurde mir bewusst, dass vieles von dem, was andere glücklich macht, bei mir keinerlei Glücksgefühle auslöst. Ich fühlte mich schon immer ein bisschen anders. Stiller, mehr für mich und damit happy. Seit ich denken kann, kann ich gut mit mir alleine sein und mich stundenlang mit irgendetwas beschäftigen. Dabei fühle ich mich weder einsam, noch ist mir langweilig. Dagegen nahm das, was andere happy macht, mir meist Energie.

Und weil ich die anderen Idealmaß nahm, erlaubte ich mir nicht, glücklich zu sein.

Das ist ja interessant!

Wenn das Glück der anderen nicht mein Glück ist, was macht mich dann glücklich?

Ich machte mich auf die Suche.

Was brauche ich, um in meinem Leben glücklich zu sein?

Das erste, was mir dazu einfiel, war das Schreiben und mein Schreibplatz.

Das Schreiben, egal in welcher Art, begleitet mich schon immer durchs Leben. Ob beim Lernen, zur eigenen Reflexion oder fürs Business und den Blog. Es bereichert mein Leben und macht mich glücklich.

Bewusst wurde mir das allerdings erst durch das Nachdenken übers Glück.

Ganz eng damit verbunden ist mein Schreibplatz. Ein Platz für mich und all die Dinge, die für mich bedeutsam sind. Dazu gehören meine Lieblingssachen: Stift und Papier, Bücher und natürlich mein Laptop.

Ach so, da war ja noch was ganz wichtiges: Ruhe! Alleinsein und für mich sein.

Dabei ist es übrigens völlig egal, wo dieser Platz ist und um welches Möbelstück es sich dabei handelt. Wenn ich meine Lieblingssachen dabei habe, kann ich mir überall auf dieser Welt ein kleines Zuhause schaffen.

Der Schreibplatz, gehört zu meinem Leben seit ich meinen ersten Schreibtisch bekommen habe. Es kann auch ein Zimmer sein, muss es aber nicht. Hauptsache ich kann für mich sein – und damit ganz bei mir selbst.

Wenn ich dann schreiben, für mich selbst oder für den Blog, bin ich glücklich. Es fokussiert mich, bringt mich in eine tiefe Verbindung mit mir selbst. Ich bin dann ganz bei mir und im Flow. Von der Welt um mich herum, bekomme ich dann kaum mehr etwas mit.

Das ist für mich Glück. Pures Glück!

Was mich sonst noch glücklich macht

Zeitfreiheit

Selbst über meine Zeit bestimmen zu können, ist ein großes Glück für mich. Ich habe mich dreißig Jahre lang durch die klassischen Arbeitszeiten in der Wirtschaft gequält und fand sie nur mäßig attraktiv. Denn ich bin im Familienunternehmen aufgewachsen und damit in einer ganz natürlichen Verbindung von Arbeit und Leben. Außerdem liebe ich es, Zuhause zu sein. Ich konnte schon immer Zuhause diszipliniert arbeiten und manchmal habe ich abends oder am Wochenende mehr Arbeitsenergie als zu den klassischen Arbeitszeiten. In dieser Hinsicht war die Pandemie ein großes Glück für mich, denn ab diesem Zeitpunkt konnte ich für meinen früheren Arbeitgeber von Zuhause arbeiten, was er mir zu Beginn ausdrücklich verboten hatte. Inzwischen habe ich diese Zeitfreiheit und bin dem Glück, das ich mir immer gewünscht habe, schon sehr sehr nahe gekommen.

Spiritualität, Persönlichkeitsentwicklung & Community

Trotz meiner Vielseitigkeit und der großen Freude, ständig Neues zu entdecken, gibt es doch einen roten Faden in meinem Leben und das ist die Spiritualität. Was das für mich bedeutet? Es ist mein Zuhause. Mein geistiges Zuhause. Es ist das Wissen, dass es noch etwas größeres gibt, mit dem ich in Verbindung sein kann. Und es geht um die Möglichkeit zu wachsen und mich weiterzuentwickeln. Wenn ich mich dann noch mit anderen Menschen auf dieser tiefgründigen Seelenebene austauschen kann, weil auch sie auf der inneren Reise sind, bin ich glücklich.

Inspiration, Reflexion & Erkenntnis

Ein Tag ohne Inspiration ist ein verlorener Tag. Echt jetzt! Dafür genügt ein Wort, ein Satz, ein Gedanke. Egal was. Es muss etwas sein, das meinen Geist anregt, mich auf eine neuen Blickwinkel oder mich zu einer Erkenntnis. Mir einen Aha-Moment schenkt.

Lernen & Neues entdecken

Ich liebe es, Neues auszuprobieren. Mit neuen Ideen oder und Strategien zu experimentieren. Deshalb liebe ich Bücher und das Stöbern im Internet. Es inspiriert mich, es befruchtet meine persönliche Entwicklung und auch das Schreiben. Dieses „geistig in Bewegung sein“ schenkt mir viele Glücksmomente.

Was ich durch die Reflexion über das Glück erkannt habe

Ich bin froh, dass ich nicht aufs Bauchgrummeln gehört, sondern mich auf das Thema Glück eingelassen habe. Mein Denkfehler war, dass ich mich an dem orientiert hatte, was andere glücklich macht. Was die Allgemeinheit unter Glück versteht.

Erst als ich mich, ohne nachzudenken, schreibend auf das Thema eingelassen habe, bin ich meiner ganz persönlichen Definition auf die Spur gekommen.

Ich muss nicht warten, bis das Glück an meiner Türe klopft oder auf Umstände, die mich mit Glücksmomenten überraschen. Ich kann selbst dafür sorgen, dass ich mich glücklich fühle, denn ich weiß jetzt, was mich glücklich macht.

Das ist eine wunderbare Nachricht.

Für mich ist das Freiheit und Selbstbestimmtheit.

Mir wurde erst bei der Reflexion bewusst, dass ich mir Glücklichsein nicht erlaubt hatte. Ich dachte, dass ich etwas leisten muss, um glücklich zu sein. Sein zu dürfen. Aber damit hat es gar nichts zu tun.

Ja, Glück kann durch äußere Umstände entstehen, muss es aber nicht. Ich kann mir jederzeit wunderbare Glücksmomente schaffen. Mitten im schönden oder trubeligen Alltag.

Die Entscheidung liegt bei mir.

Berge: Glück

Und weil ich es doch nicht lassen kann, habe ich nochmal im Internet recherchiert und in der Psychologie Heute diesen Artikel zum Thema gefunden:

Das leise Glück der Zufriedenheit

„…Was wir heute genau unter Glück verstehen und was die verwandten Begriffe „Freude“ und „Zufriedenheit“ bedeuten, hat Philipp Mayring an der Universität Klagenfurt untersucht. Der Psychologieprofessor, inzwischen im Ruhestand, sichtete die einschlägige Literatur und leitete Beschreibungen für verschiedene Zustände des Wohlbefindens ab:

Freude ist ein starkes Gefühl, das meist als Reaktion auf eine angenehme Situation auftritt. Freude ist eher kurzfristig, wir fühlen uns lebendig und vital. Das Gegenteil der Freude stellt das Unwohlsein dar.

Glück bezeichnet das intensivste Wohlbefinden, das Menschen kennen. Das Gefühl ergreift die ganze Person, es ist langanhaltender als Freude, aber kürzer als Zufriedenheit. Glück strahlt auf andere ab, macht aufgeschlossener. Oft steht es in Zusammenhang mit Dingen, die über die eigene Person hinausgehen – wir erleben Glück in sozialen Situationen oder im Einklang mit der Natur. Das Gegenteil von Glück sind Trauer und Depressionen.

Zufriedenheit ist das stabilste gute Gefühl. Sie ist ein ruhigerer Gefühlszustand als Freude und Glück, wirkt eher im Hintergrund des Erlebens. Zufriedenheit basiert auf einer positiven Grundstimmung, auf grundlegender Lebensbejahung. Sie ist kognitiv geprägt, tritt als Ergebnis von Denkprozessen wie dem Vergleichen und Abwägen auf. Zufriedenheit beinhaltet Ich-Erweiterung und -Überwindung. Ihr Gegenpol ist die Unzufriedenheit.

Diese drei positiven Gefühlslagen sind nicht nur unterschiedlich stabil, sie haben auch verschiedene Wurzeln. Grundsätzlich sind Stimmungen vorübergehende Zustände, die sich schnell wandeln können und oft von der Situation abhängen. Daneben gibt es Gefühlslagen, die auf Eigenschaften der Person gründen. Liegt so ein Wesenszug zugrunde, ist das Gefühl anhaltender. Mayring fand heraus: Freude ist ein situationsabhängiger vorübergehender Zustand; Zufriedenheit wurzelt dagegen in der Persönlichkeit eines Menschen. Sie ist Ausdruck seines Wesens und das Resultat einer grundsätzlichen Haltung dem Leben gegenüber – und daher besonders langanhaltend. Glück liegt hier in der Mitte: Es trägt zum einen Züge des flüchtigen Zustands, zum anderen geht das Empfinden auf das Wesen des Menschen zurück.…“ (Psychologie Heute: Das leise Glück der Zufriedenheit)