Der eigentliche Auslöser für meinen spirituellen Weg war eine sehr schmerzhafte Trennung. Ich war mir des Risikos bewusst, das ein frisch getrennter Partner mit sich bringt, dennoch erwischte es mich eiskalt, als ich abserviert wurde. Ich sage ganz bewusst abserviert, weil ich regelrecht stehengelassen wurde und ich all das, was geschehen war, nie mit ihm klären konnte. Jetzt stand ich also da mit einer unglaublichen Wut, einem tiefen Schmerz und wusste nicht wohin damit.

Und es gab eine zentrale Frage, die mir einfach keine Ruhe ließ:

Welches Muster habe ich in mir, dass ich von einem Menschen so behandelt werde?

Mir war natürlich klar, dass seine Familie immer Vorrang haben würde, so viel systemisches Know-How hatte ich glücklicherweise schon. Allerdings ging er zurück zu seiner Familie, um sie nach einigen Monaten erneut zu verlassen und sich später scheiden zu lassen.

Was ich nicht verstand war, warum er mich einfach so stehen ließ. Und ich bohrte nicht nach, weil ich den neuen Familienfrieden nicht stören wollte.

Jetzt war ich weichgekocht und reif für den spirituellen Weg.

Wo sonst sollte ich Erklärungen finden?

Ich hatte genug über Reinkarnation gelesen, um zu wissen, wie lange Erfahrungen aus früheren Leben wirken können.

An der Stelle bin ich ihm sehr dankbar.

Denn ohne ihn wäre ich vermutlich nicht so schnell zu meiner ersten spirituellen Lehrerin und damit auf einen Weg, der mein Leben nachhaltig verändert hat, gekommen.

Ich kann dir leider nicht mehr genau sagen, was die Ursache für diese Erfahrung war, aber ich konnte das Thema lösen und transformieren. Und ich habe gelernt, dass man Themen auch ohne das Gegenüber klären und daran wachsen kann. Vorausgesetzt, man hat jemanden, der einen kompetent begleiten kann. Alleine ist das, meiner Erfahrung nach, kaum zu schaffen.

Warum schreibe ich darüber?

Weil ich im Moment diejenige bin, für die Klärung nicht möglich ist.

Weil ich schmerzhaft erfahren habe, wie verletzend eine Kommunikation sein kann und verstanden habe, dass uns Worte in diesem Fall nicht weiterbringen.

Der Karren steckt sozusagen im Dreck fest.

Mir bleibt nicht mehr, als auf mich zu achten und für mich zu sorgen, indem ich mich abgrenze. Indem ich klar signalisiere, dass ich nicht zur Kommunikation bereit bin. Nicht, weil ich das Thema nicht klären möchte (wer mich kennt, weiß, dass ich mich den Dingen stelle), sondern weil ich es nicht kann. Um mich vor weiteren Verletzungen zu schützen. Denn ich komme durch die Kommunikation an einen Schmerz, der meine Arbeitsfähigkeit in Gefahr bringt und an der Stelle muss ich die Reißleine ziehen.

Für mich ist das eine neue und sehr unangenehme Erfahrung.

Natürlich weiß ich, dass meine Themen triggert werden und der andere keine „Schuld“ im klassischen Sinne trägt.

Aber für mich ist im Moment kein sicherer und vertrauensvoller Raum gegeben und damit keine Kommunikation möglich.

Klarheit ohne Liebe ist Härte*

Ich kann die Härte nicht aushalten und muss den Karren im Dreck zurücklassen.

Es geht nicht anders und es hat mich viel Überwindung und noch mehr Zuspruch naher Menschen gebraucht, diesen Schritt zu gehen.

Das schlimmste dabei ist, mich nicht erklären zu können und damit auch nicht verstanden zu werden.

Vermutlich geht es meinem Gegenüber ähnlich, aber ich kann die Projektionen im Moment nicht aushalten. Sie sind zu schmerzhaft.

Zu wissen, dass es da einen Menschen gibt, dem man mal sehr nahe war und dem man nicht erklären kann, warum man die Kommunikation abbricht und damit die Beziehung erst Mal auf Eis legt – kriege ich nach wie vor nicht in meinen Kopf.

Es ist schlichtweg nicht meine Art, so mit Menschen umzugehen.

Wie kann man man die eigenen Verletzungen in einer Beziehung ohne das Gegenüber heilen?

Obwohl ich an dem Thema schon dran bin, möchte ich das, was jetzt an die Oberfläche kam, für mich heilen. Wie kann das gelingen?

#1 Akzeptanz

Als erstes habe ich akzeptiert, dass eine Klärung – zumindest von meiner Seite aus – im Moment nicht möglich ist.

#2 Abgrenzung

Ich merke, dass ich es wichtig ist, mich abzugrenzen. Ich überwinde mich zu einem klaren Nein und dem Abbruch der Kommunikation. Wohl wissend, dass es für mein Gegenüber nicht nachvollziehbar ist und wie ein Machtspiel wirken kann.

#3 Energetisches Trennen, um Abstand zu gewinnen.

Wie das genau geht, wird im Artikel Energetisches Trennen – so geht es nachhaltig erklärt. Ich mache es mehrmals, damit wir uns – wenn irgendwann möglich – auf einer neuen Ebene begegnen können.

#4 Vergebungsritual Ho’ponopono, um mir selbst zu vergeben

Als erstes sprichst du den Satz „Es tut mir leid“. Du erkennst du an, was du getan hast und nimmst es an. Als nächstes sagst du „Bitte verzeih mir“, wodurch du um Verzeihung für deine bewussten und unbewussten Fehler bittest. Dann sprichst du „Ich liebe dich“ und symbolisierst dadurch die bedingungslose Liebe zu der Person oder Situation, die zu dem Konflikt geführt hat. Im vierten Schritt sagst du „Danke“, wodurch du dich darfür bedankst, dass du das Problem erkennen und heilen durftest.

#5 Die Life-Changer-Methode

Ich habe sie bei Tina Maria Werner gelernt, du findest sie in ihrem Buch „Sie brauchen einen Boost? Nutzen sie ihr Bewusstsein“

#6 Selbstreflektion

Ein ongoing Process. Natürlich ist das Thema, das mir da begegnet nicht neu. Aber in der Wucht hatte es mich bisher noch nicht erreicht. Ich lasse mich auf den Schmerz ein, ohne darin zu versinken. Ich denke nach, ich schreibe auf. Und manchmal finde ich Gedanken, die mir neue Blickwinkel zeigen wie dieser hier, den ich im Buch „When You’re Ready, This Is How You Heal: Lass los und finde zu dir selbst“ von Brianna Wiest gefunden habe:

„… der Weg nach vorn bedeutet, zu realisieren, dass unser Schutzraum in uns selbst leigt und dass unsere Kraft unumstößlich ist. Sie ist da, sie ruht und wartet, bis wir bereit sind, wieder aus ihr heraus zu handeln. Wenn dieser Tag kommt, an dem wir bereit sind, neu anzufangen, können wir fast immer sehen, dass dies weniger eine Leistung der Willenskraft darstellt als vielmehr der Bereitschaft, unserer Seele wieder Raum zu geben.“

#7 Zeit

Jeder kennt den Spruch „die Zeit heilt alle Wunden“. Ja, auch. Aber nicht nur. Manchmal braucht es Abstand, Zeit und Ruhe. Damit sich die Dinge im Hintergrund sortieren können. Abstand wirft einen auf sich selbst zurück und das meine ich positiv. Ich kann die Dinge in mich sinken lassen und so neue Klarheit gewinnen. Manchmal brauchen die Dinge einfach Zeit und die sollte man sich geben.

Das Geschenk im Prozess

Ich würde mich als jemanden bezeichnen, der sich schwierigsten Situationen stellt. Auch in der Kommunikation. An die eigenen Grenzen zu stoßen und dabei für mich selbst zu sorgen, ist ein neuer Schritt für mich. Was mir hilft sind die Gespräche mit Menschen, die mich sehr gut kennen und wohlwollend, kritisch und ehrlich mit mir sind. Ihr Wohlwollen, ihre Liebe und ihr Vertrauen, haben mich in diesem Prozess gestützt und getragen. Dafür bin ich von Herzen dankbar.

*Der Satz „Klarheit ohne Liebe ist Härte“ stammt von Anne Maree Rieckhof