Auf der Suche nach einem Bild für den Blog entdecke ich dieses Foto und war sofort schockverliebt. Ich konnte meinen Blick kaum davon lösen. Ich musste dieses Foto haben. Unbedingt. Der Ausdruck lag tagelang auf meinem Schreibtisch. Was genau war es, das dieses tiefe Gefühl in mir auslöst?

Tage später hole ich es mir größtmöglich auf den Bildschirm und beginne, meinen Gedanken freien Lauf zu lassen. Ich will herausfinden, warum mich das Foto so sehr berührt und welche Botschaft es für mich hat.

Tisch Laptop Brille Kaffee Notizbuch Stift

Ich schaue es an und da ist es wieder, dieses intensive Gefühl. Ich suche nach einem Wort und finde es nicht. Was ist hier los? Was ist es, was ich spüre? Verbundenheit? Faszination?

Obwohl ich Farbe liebe, finde ich die Fotografie in Schwarz-weiß unglaublich schön. Farbe würde ihm etwas nehmen. Aber was ist es, was ihm die Farbe nehmen würde?

Die Ruhe, die es ausstrahlt? Die Einfachheit, in der doch alles enthalten ist?

In mir entsteht eine tiefe Ruhe. Entspanntheit. Sein.

In seiner reduzierten Einfachheit zieht mich das Motiv noch tiefer in seinen Bann. Alles um mich herum scheint zu verschwinden. Was genau löst dieses tiefe, warme Gefühl in meinem Herzen aus?

Verbundenheit?

Die Bleistifte in ihrem schlichten Schwarz, deren wildes Durcheinander eine geheimnisvolle Ordnung zu haben scheinen. Die Magazine, die das Geheimnis ihres Inhalts für sich behalten. Ich kann ihn nur erahnen und lasse den Gedanken daran sofort wieder los. Und dann dieser alte Fotoapparat, der mit seinem schlichten Design einfach nur schön ist. Der alles zum Ausdruck bringt, worum es geht.

Es wühlt mich auf, ich spüre ein inneres Beben. Etwas in mir jubiliert.

Ja, das ist es.

Mehr braucht es nicht im Leben. In meinem Leben.

Stift, Papier und eine Möglichkeit das festzuhalten, was ich sehe.

Ist das die Essenz, um die es geht? Um die es mir geht?

Das Foto ist voller Energie und Tiefe. Voller Möglichkeiten.

Es spielt keine Rolle, mit welchem Stift, mit welchem Fotoapparat wir die Geschehnisse der Welt – unserer Welt – festhalten. Entscheidend ist immer der Mensch, und das, was er daraus macht. Das, was er sieht.

Wer bin ich, wenn ich den Bleistift halte? Was bringe ich schreibend oder zeichnend aufs Papier? In welchen Momenten zerkaue ich den Stift? Blättere ich durch die Magazine, wenn es mir langweilig ist? Was sehe ich, wenn ich durch den Fokus der Kamera schaue? Worauf fällt mein Blick? Wenn ich bewusst schaue, was sehe ich dann? Was rieche ich? Was fühle ich?

Durch welchen Filter sehe ich die Welt und was würde ein anderer sehen?

Jeder sieht die Welt durch die eigenen Augen.

Gefärbt durch die eigenen Erfahrungen, Überzeugungen und Glaubensmuster. Was ist schön und was ist es nicht? Was lohnt fotografiert zu werden, was nicht? Was ist so bedeutend oder inspirierend, dass ich es festhalte?

Plötzlich wird sichtbar, was mir bis dahin nicht aufgefallen ist. Mein Fokus verändert sich. Ich sehe die Welt mit neuen Augen. Und dann finde ich Minuten später den Spruch von Paulo Coelho, der mehr als passend ist:

„Ein Stück Papier und ein Kugelschreiber können Wunder bewirken: Schmerzen heilen, Träume in Erfüllung gehen lassen, verlorene Hoffnung wiederbringen. Im Wort liegt Kraft.“

Paulo Coelho

Die Welt mit den Augen anderen Augen sehen. Dazu lädt dieses Bild ein. Für mich drückt es so unglaublich viel aus. Für dich ist es vielleicht nur ein Foto. Eins von vielen. Unspektakulär. Bedeutungslos.

Für mich ist es die Welt. Meine Welt.

Die Dinge sind einfach. Die Dinge sind. Sie sind einfach.

Ich erkenne darin mein Sehnen nach genau dieser Einfachheit.

Nach der Essenz. Es braucht nicht viel und es ist, was wir daraus machen.

Stift, Papier, Fotoapparat und der Spruch Ein Stück Papier und ein Kugelschreiber können Wunder bewirken: Schmerzen heilen, Träume in Erfüllung gehen lassen, verlorene Hoffnung wieder-bringen. Im Wort liegt Kraft. von Paulo Coelho

Wie der Text entstand

Gemäß der Bloggertradition „12 von 12“ nehme ich meine Leser*innen an jedem 12. des Monats mit durch meinen Tag. So geschehen am 12. Juni 2024. Am Ende des Tages hatte ich eine kleine Schreibübung gemacht und darüber berichtet. Sollte ich den unscheinbar wirkenden Text veröffentlichen? Nein. Nach dem dritten ermutigenden Kommentar war klar, dass ich aus der Nummer nicht mehr rauskomme 😂 Mein Dank geht an Silke Geissen, Britta Langhoff und Daniela Streissnig für den Schubs.