Ja, ich weiß, dass das Gedicht „Stufen“ von Hermann Hesse anders lautet. Und doch passt diese Abwandlung für mich aktuell besser. Denn dieser Monat markiert für mich in vielerlei Hinsicht einen Endpunkt – und damit zugleich einen Startpunkt.

Ich mag Neuanfänge, Abschiede hingegen fallen mir ein bisschen schwer. Und dennoch folge ich dieses Mal nicht meinem Verstand, sondern meiner Intuition, die hier sehr klar und eindeutig ist. Es geht nicht darum, etwas Neues zu erzwingen, sondern darum, vieles loszulassen. Zu lassen. Stehen zu lassen. Zu akzeptieren.

Ohne zu wissen, wohin die Reise gehen wird.
Und genau darin liegt für mich der Anfang.

Mein Rückblick auf das Jahr

Jahresrückblick 2025: Ein Jahr der radikalen Neuordnung – und Rückkehr zu mir selbst

Dieses Mal war ich ungewöhnlich früh dran mit meinem Jahresrückblick: Am 12. Dezember war er online. Vor Weihnachten standen noch drei Workshop-Tage an, und bis dahin wollte ich die wichtigsten Dinge vom Tisch haben. Vor allem aber fühlte sich dieses Jahr bereits fertig an – als hätte es innerlich längst seinen Abschluss gefunden.

Der Jahresrückblick war weniger eine Aufarbeitung, als ein stimmiger Schlusspunkt.

Und tatsächlich ist alles Wesentliche abgeschlossen. Vielleicht auch deshalb, weil das gesamte Jahr – ab dem ersten Tag – von Ordnen, Sortieren und innerem Neu-Ausrichten geprägt war. Vieles habe ich unterwegs geklärt, nicht erst am Jahresende.

Dieser Jahresrückblick ist anders und deutlich kürzer als so mancher Monatsrückblick. Für mich ein Zeichen dafür, dass ich alte Konzepte hinter mir gelassen habe. Für meine persönliche Reflexion gehe ich noch einmal tiefer, und an Silvester tausche ich mich darüber mit Johannes aus. Die Schätze der vergangenen zwölf Monate zu heben, ist für uns immer etwas ganz Besonderes – vor allem, wenn so viel passiert ist wie 2025.

Mit dem Jahreswechsel lasse ich mein altes Ich hinter mir

Das meine ich wörtlich und es ist weniger dramatisch, als es sich vielleicht für dich anhört. Vieles, was einmal wichtig war, hat an Bedeutung verloren oder hat sich von ganz alleine aus meinem Leben geschlichen.

Transformation geschieht inzwischen in einem neuen Bewusstsein. Ohne viel Getöse, sondern leise, im Alltag und in einer Tiefe, die ich so bisher nicht kannte.

Das Neue zeigt sich immer deutlicher, auch wenn die Form noch nicht konkret sichtbar ist. Ich spüre sie. Ich weiß nicht, wie sich das Neue verwirklichen wird, doch mittlerweile kann ich mit diesem Nichtwissen gut umgehen.

Ich betrete Neuland und merke, wie sich langsam, fast vorsichtig, so etwas wie Vorfreude ausbreitet. Es ist das erste Mal, dass ich so in ein neues Jahr starte.

Der neue Weg zum Ziel

Meine bisherigen Zielsetzungs-Strategien haben mich durchaus vorangebracht. Ich habe viel gelernt, viel erfahren, viel erreicht. Und doch fühlten sich die Ergebnisse selten nachhaltig zufriedenstellend an. Ich kann es nur schwer beschreiben, aber irgendetwas fehlte immer. Die Resultate fühlten sich einfach nicht rund an, nicht stimmig.

Das gilt auch für die Art der Zielsetzung selbst. So wie ich sie gelernt und auch gelehrt habe, passt es für mich nicht mehr. Alles in mir sträubt sich dagegen. Und während ich mein Kalenderbuch für den Jahresrückblick durchgeblättert habe, bin ich auf diesen Gedanken gestoßen, den ich mir irgendwann notiert hatte und der jetzt zu einem entscheidenden Impuls wurde:

„Wir Europäer sind so sehr auf den Zweck, auf unsere Ziele fokussiert, dass wir den Weg dorthin aus dem Blick verlieren. Wir hecheln ständig von einem Ziel zum nächsten. Dabei macht der Augenblick, in dem ich das Ziel erreicht habe, nur einen kleinen Moment aus. Die asiatischen Kulturen achten den Weg viel mehr als das Ziel. Für sie liegt der Schwerpunkt nicht im Ankommen, sondern auf dem Weg zum Ziel und der Art, wie wir ihn gehen.“ (Quelle unbekannt)

Im Workshop habe ich meinen Visionsweg für 2026 entwickelt, auf den ich mich sehr freue. Und zum ersten Mal werde ich mich darin üben, auch den Weg selbst zu genießen.

Wenn die Idee fehlt – und genau das richtig ist

Jahresrückblick 2025: Das Nichtschreiben als Katalysator für den Wandel

Auf der Fahrt zum Workshop habe ich noch einmal in „Die Geschichten in uns: Vom Schreiben und vom Leben“ von Dominic Wells hineingehört. Und plötzlich wurde mir klar, dass es im Moment keine Themen gibt, über die ich schreiben möchte. Dabei wurde mir auch bewusst, dass im Hintergrund noch Suchprozesse liefen, in der Hoffnung, wieder ans Bloggen anzuknüpfen.

Ja, es gibt viele Themen, mit denen ich mich im Moment beschäftige. Ich entdecke fast täglich neue und ich könnte über all das schreiben. Aber es gibt keinen Impuls in mir, darüber einen Blogartikel zu schreiben. Ich beschäftige mich im Notizbuch damit und das wars dann auch schon.

Früher – getragen vom Anspruch, einmal pro Woche einen Blogartikel zu veröffentlichen – hätte ich mich aus einem inneren Pflichtgefühl heraus gezwungen, trotzdem zu schreiben. Und wäre wahrscheinlich direkt in einer Schreibblockade gelandet. Denn die Seele arbeitet nach anderen Regeln.

Heute gehe ich damit anders um. Ich habe gelernt, dem inneren Nicht-Impuls zu vertrauen und nicht zu schreiben. Es fühlt sich nicht mehr ganz so fremd an, dennoch freue ich mich, wenn sich das wieder verändert.

Deshalb weiß ich im Moment auch noch nicht, ob es weitere Monatsrückblicke geben wird. Sie sind mir von allen Blogartikeln die wichtigsten, und gleichzeitig gehen mir die Themen aus. We will see.

Wenn sich in der Ruhe alte Gefühle zeigen

Seit mein Leben entspannter geworden ist, bekomme ich Zugang zu traumatischen Erinnerungen, die tief in mir verborgen waren. Aus meiner Erfahrung mit Trauma weiß ich: Wer unangenehme Gefühle wegdrückt, verliert auch den Zugang zu den positiven Gefühlen.

Bei anderen konnte ich das immer klar erkennen – bei mir selbst jedoch nicht.

Umso mehr empfinde ich es heute als ein großes Geschenk, dass durch die neue Ruhe und das Wegfallen alter Kompensationsstrategien genau diese Gefühle an die Oberfläche kommen.

Ja, das ist zwischendurch schmerzhaft und gleichzeitig befreiend. Ich erlebe, dass die Emotionen schnell abklingen, sobald ich den wunden Punkt gefunden habe.

Ich lerne, achtsamer mit mir zu sein. Wahrzunehmen, in welchen Momenten alte Automatismen greifen, um unangenehme Gefühle – und damit auch meine innere Wahrheit – zu vermeiden. Ich merke, wie sich durch dieses Öffnen neue Potenziale und Fähigkeiten zeigen und warum sie für mich bisher nicht zugänglich waren. Momentan sind es noch Mikro-Momente – aber sie sind da und darüber freue ich mich.

Heilig Abend im Pflegeheim

Wie schon im letzten Jahr, haben wir meine Mutter auch dieses Mal am Heiligen Abend im Pflegeheim. Die Atmosphäre war deutlich entspannter und lockerer als im Jahr zuvor. Endlich habe ich Johanna kennengelernt, die sich ehrenamtlich um meine Mutter kümmert. Nicht aus Pflicht, sondern weil sie meine Mutter wirklich mag. Dafür bin ich unendlich dankbar.

Auch wenn meine Mutter oft nicht weiß, wen ich meine, wenn ich Johanna erwähne, so leuchten ihre Augen doch jedes Mal, wenn Johanna zu ihr kommt und sie liebevoll in den Arm nimmt. Je mehr die Erinnerungen verblassen, desto stärker zeigt sich eine neue, sehr weiche und zutiefst emotionale Seite an meiner Mutter.

Eine Seite, die wir alle so bisher nicht kannten. Sie freut sich von Herzen über jeden Besuch, und es macht mich sehr glücklich zu wissen, dass die Menschen gerne zu ihr kommen.

Neues Notizbuchglück – vertraut und doch ganz anders

Monatsrückblick November 2025 - Eine Reise in meine schreibende Vergangenheit

Im September hatte ich wieder begonnen, in ein Notizbuch zu schreiben. Doch das war es irgendwie noch nicht, denn nach dem ersten Eintrag passierte: Nichts. Das Neue entstand aus einem inneren Impuls heraus, und weil ich viel Raum brauche und dünnes Notizbuchpapier nicht leiden kann, hat dieses DIN A4 große Buch ein herrlich dickes Papier.

Gefühlt beginne ich wieder ganz am Anfang: mit Bildern aus Magazinen, die die Textwüsten auflockern. Und doch ist vieles anders. Ich dokumentiere darin nicht mehr meinen Alltag – keine Fotos, keine Alltagsgeschichten.

Dieses Buch ist ausschließlich den Themen gewidmet, die mich wirklich bewegen, und den Impulsen, die ich schreibend weiterentwickle.

Kalender DIN A 4 auf Schreibtisch liegend

Das Wichtigste: Ich liebe dieses Buch. Es fühlt sich an, als wäre es ein Teil von mir. Und nein, ich schreibe nicht jeden Tag darin. Mein Alltag und die dazugehörigen Reflexionen finden weiterhin Platz im DIN-A4-Kalender auf meinem Schreibtisch.

Mein Blog spiegelt immer auch mein Notizbuch wider. Und wer weiß – vielleicht entsteht daraus ja etwas Neues.

Danke, dass du mich auch in diesem Jahr begleitet hast. Wie war dein 2025? Und falls du einen Jahresrückblick geschrieben hast, verlinke ihn gerne in den Kommentaren.