Der Sommer 2023 wird als ein Sommer der Veränderung, des Wandels, in meine persönliche Lebensgeschichte eingehen. Geplant war das nicht, der Weg hat sich quasi während des Gehens unter meine Füße gelegt. Tatsächlich war es eine Aneinanderkettung glücklicher Umstände – auch Synchronizität genannt.

Vier Tage Deep dive

Wenn man auf dem Weg zu seinen Zielen ist, gehört inneres Wachstum einfach dazu. Offenbar ist das Leben der Meinung, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist, ein paar Knoten zu lösen, sonst wären mir diese wunderbaren Gelegenheiten nicht vor die Füße gelegt worden. Bloggen sei Dank, habe ich die liebe Christine kennengelernt, die den entscheidenden Impuls gab. Und dann kam eins zum anderen. Jetzt habe ich, nach ungefähr sechs Jahren, wieder eine spirituelle Lehrerin an meiner Seite und dafür bin ich zutiefst dankbar.

Am Donnerstag bin ich vom zweiten „Deep dive“ zurückgekommen und möchte ein bisschen davon erzählen. Vieles kann ich nicht beschreiben, es lässt sich einfach nicht in Worte fassen. Aber es gibt ein paar Erkenntnisse, die ich gerne mit dir teile.

In meinem Kopf ist ein Hauptbahnhof

Dazu musst du wissen, dass mein Kopf ein Hauptbahnhof ist. Das heißt, dass ich nicht nur ständig neue Ideen und Gedanken habe und mein Verstand alles zerpflückt und analysiert, sondern dass ich gedanklich viel in der Vergangenheit, der Zukunft oder bei anderen Menschen bin. Dass mein Verstand einfach mal die Klappe hält, passiert höchstens beim Schlafen. 🙄 Blöderweise geht der Weg zur Intuition, zur inneren Weisheit – also zu den wirklich geilen Antworten fürs Leben – über die Stille. Es ist also kontraproduktiv, wenn dir ständig jemand dazwischen quatscht. Wissen tue ich das schon lange, aber die klassischen Achtsamkeits- oder Meditationsübungen wollten nie so richtig funktionieren.

Meine größte Herausforderung: Sitzen & Gucken

Die erste Übung in der Einzelarbeit war es, einfach mal still zu sitzen. Nicht zu Denken, sondern einfach nur den anderen anzuschauen. Still zu werden und ganz im Hier und Jetzt zu sein. Von wegen „einfach“. An der Stelle lief mein Verstand zur absoluten Höchstform auf, denn wir saßen definitiv länger als 30 Minuten, bis mir bewusst wurde, was da in mir abgeht. Wer regelmäßig meditiert, kennt das vielleicht, für mich ist es eine mega Herausforderung. Schön, wenn man ein Gegenüber hat, das genau DAS meisterhaft kann und einen an den richtigen Stellen ein bisschen schubst, damit was in Bewegung kommt. Jedenfalls wurde mir der Hauptbahnhof sehr deutlich bewusst. Wir haben die Übung „Sitzen & Gucken“ getauft.

Aber das war ja erst der Anfang.

Das Besondere an spirituellen Lehrern ist ja, dass sie ganz genau wissen, was du brauchst, um zu wachsen. Manchmal sind das Dinge, die man nicht so gerne hören möchte und manche Übungen erscheinen verblüffend einfach. Die zweite Übung hat definitiv etwas in mir verändert.

Tausche Handtasche gegen Stuhl

Während sich die anderen in gemeinsame Reflexionen begaben, bekam ich die Aufgabe, mir einen lauschigen Platz zu suchen und 90 Minuten lang einfach nur… genau… zu Sitzen und zu Gucken. 😂 Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, ob und wie mir das gelingen würde. Also habe ich meinen Stuhl vom Zimmer geholt und bin damit durch die Gegend gelaufen, um mir ein schattiges Plätzchen zu suchen. Und während ich so unterwegs war, dachte ich: „Tausche Handtasche gegen Stuhl.“ Das war echte Situationskomik, die am Ende auch noch einen symbolischen Charakter hatte.

Auf dem Fotos siehst du meinen Platz neben der Pferdekoppel. Da saß ich nun, und war gespannt, was passieren würde. Tja, was soll ich sagen, ich hab’s tatsächlich geschafft, mich mit allen Sinnen darauf einzulassen. Am Hauptbahnhof in meinem Kopf war es überraschend still. Dafür habe ich Dinge beobachtet, die mir vorher nicht aufgefallen waren. In mir war es ganz ruhig und alles, was mit meinem Alltag zu tun hatte, war sowieso schon ganz weit weg. Für mich war das eine unglaubliche Erfahrung und ich bin echt stolz darauf, dass ich sie gemeistert habe. Ich hatte danach das Gefühl, den Mount Everest bestiegen zu haben, so müde war ich. 90 Minuten einfach nur „Sitzen & Gucken“. Ich werde diese Erfahrung sicher nie wieder vergessen, sie war für mich ein Gamechanger.

Wenn die Komfortzone zum Nagelbrett wird

Sehr erkenntnisreich war die Übung, für verschiedene Lebensbereiche und mehrere Ebenen die Komfortzone, Lernzone und Magische Zone zu beschreiben. Ich bin fast vom Kissen gerutscht, als mir bewusst wurde, dass ich die Komfortzone ziemlich unbequem fand. Sie fühlte sich an wie ein Korsett aus Anforderungen und Erwartungen, die ich zu erfüllen habe. Gesellschaftliche Normen und Erwartungen, die man nur selten in Frage stellt und dazu noch das eigene Korsett aus abgekauften Glaubens- und Verhaltensmustern. Alter Falter! So hatte ich das noch gar nicht betrachtet. Das hatte was von einem Nagelbrett, auf dem ich hier saß.

Die Magie der Panikzone

Völlig überrascht hat mich, dass in der, normalerweise als Panikzone beschriebenen Zone, die eigentliche Magie entstand. Zumindest bei mir. Weit über meine eigene Komfortzone hinauszugehen, hat für mich etwas mit Öffnung und Erweiterung zu tun – mit Freiheit und Wahrhaftigkeit. Denn die eigene Wahrheit zu leben, hat etwas Magisches. Über das Gewohnte hinauszuwachsen und wahrhaftig zu sein. Frei zu sein von Normen, Vorstellungen und Erwartungen. Die eigene Wahrheit zu leben bedeutet für mich das, was in mir ist, zum Ausdruck zu bringen. Das war für mich eine völlig neue Perspektive. Je weiter ich mich gedanklich von der Komfortzone entfernte, umso cooler wurde es. Was für eine Erkenntnis!

Und genau deshalb habe ich mich auf diese seelische Tiefenbohrung eingelassen: weil ich meine eigene Wahrheit leben möchte. Das, was sich für mich wichtig und richtig anfühlt.

Nachbrenner

Das Programm läuft vier Monate und meine spirituelle Lehrerin ist immer für mich erreichbar. Ich finde das sehr besonders und vor allem unglaublich hilfreich. Denn natürlich gibt es den einen oder anderen „Nachbrenner“. Die inneren Prozesse enden ja nicht am letzten Workshop-Tag. Ich bin mit einer Gruppe wunderbarer Menschen in einem viermonatigen Prozess und eine meiner Hauptübungen besteht darin, mich darauf einzulassen und an manchen Stellen mental nackig zu machen. 😉

Diese Intensität hatte ich nicht geplant, aber ich mag es, wenn in kurzer Zeit viel in Bewegung kommt. Ins Unterbewusstsein hinabzutauchen und Facetten zu finden, Blockaden und Denkmuster auflösen, empfinde ich als ein großes Geschenk. An der Stelle bin ich auch absolut furchtlos, aber manchmal auch frustriert, wenn ich auf dem Schlauch stehe. An der Stelle ist es einfach großartig, Menschen an der Seite zu haben, die mitschwingen und einem den passenden Schubs geben, den es braucht, um den nächsten Schritt zu machen.

Dass die Dinge genau zu dem Zeitpunkt in mein Leben kommen, wo ich meine alte berufliche Aufgabe ad acta gelegt habe, ist sicher kein Zufall und ich bin schon sehr gespannt, wohin mich das alles führen wird. Im Juli kommt noch eine Woche Weiterbildung dazu, es wird also noch intensiver werden und ich freue mich darauf.