Auf einen Zoom zum Thema „Einstimmung in die Adventszeit“ hatte ich eigentlich keine Lust, denn mit der Adventszeit, und erst recht mit einer „besinnlichen Vorweihnachtszeit“, hatte ich nichts am Hut. In meinen früheren Jobs war das oft die stressreichste Zeit des Jahres und was ich bei den meisten beobachte ist, dass sie im Dezember von einem Termin zum nächsten hetzen. Mit Ruhe und Besinnlichkeit hat das für mich wenig zu tun. Am Ende war zumindest Johannes dabei und ich habe durch seinen Bericht einen neuen Blick darauf bekommen.
Warum ich der Adventszeit nichts abgewinnen kann
Das Elend begann, als ich in der Firma meiner Eltern arbeitete. In der Druck- und Medienbranche herrscht immer Zeitdruck. Alles ist eilig, alles muss schnell gehen. Wenn nur einer in der Kette herumschludert, muss das immer der letzte in der Reihe büßen und das waren in der Regel wir, als Druckerei.
Ich hasse Termindruck und ich habe – soweit mir das möglich war – versucht, dem entgegenzuwirken. Es mag ja Menschen geben, die mit Termindruck entspannt umgehen können, aber mir gelang das auch in den letzten drei Jahren in der Medienbranche nicht.
Im Dezember wurde der Stresspegel dann nochmal erhöht, denn bekanntlich ist ja nach Weihnachten alles zu Ende. Zumindest scheint es so, denn alles muss noch VOR Weihnachten fertig und erledigt sein. Ich verstehe das bis heute nicht und mir fiel es deshalb immer schwer, der Zeit vor Weihnachten etwas besinnliches abzugewinnen.
Was ist mit Besinnlichkeit gemeint?
Tatsächlich konnte ich den Begriff weder beschreiben noch einordnen. Vielleicht irgendwas mit Sinn? Bei meiner Recherche habe ich das hier gefunden:
„Besinnlichkeit ist eine stimmungsvolle Zeit, in der Menschen zum Nachdenken und Innehalten kommen.“
Ich frage mich gerade, warum das gerade in der Zeit VOR Weihnachten so wichtig ist. Okay, es ist Winter und das ist sowieso eine Zeit des Rückzugs. Aber sollten wir uns nicht das ganze Jahr über Zeit zum Nachdenken und Innehalten nehmen? Zeiten für Ruhe und Stille, um uns mit uns selbst zu verbinden, mit unserer inneren Führung?
In der Geschäftigkeit der Vorweihnachtszeit sehne ich mich ganz besonders nach Ruhe
Als wir in Hamburg waren, erlebte ich Menschen die, auf der Jagd nach Weihnachtsgeschenken, an den Ständen des Weihnachtsmarktes vorbeidrängelten. Menschen die am Glühweinstand Party machten. Für mich hat das wenig mit Ruhe und Besinnlichkeit zu tun, weshalb ich mich auch in diesem Jahr aus all diesen Aktivitäten heraushalte.
Ruhe finde ich, wenn ich alleine bin und am liebsten Zuhause.
In einem ablenkungsfreien und geschützten Raum, in dem ich loslassen kann. Was mir aber gerade bewusst wird ist, dass ich, gerade weil es in der Zeit vor Weihnachten so rummelig und geschäftig ist, ein ganz besonderes Bedürfnis nach Ruhe und Rückzug habe. Spannend. Das war mir bisher noch gar nicht aufgefallen.
Worauf ich mich besonders freue, ist die Zeit NACH Weihnachten
Wenn der Trubel vorbei ist und sich alles wieder beruhigt. Auf die Tage zwischen den Jahren, in denen die Zeit still zu stehen scheint. Diese Zeit hat für mich eine ganz besondere Energie und vielleicht bereite ich mich in Wirklichkeit darauf vor? Auf den BLICK ZURÜCK NACH VORN. Auf die Zeit, um das alte Jahr zu reflektieren und mich auf das neue Jahr einzustimmen?
Welche Bedeutung hat die Adventszeit und Weihnachten für mich?
Keine. Zumindest nicht im kirchlichen oder christlichen Sinne. Wenn überhaupt, dann könnte ich sie noch unter dem Gesichtspunkt der „Ankunft der Christusenergie und des Lichtes“ betrachten. Als Erinnerung, dass wir alle diesen Lichtfunken in uns tragen. Und als Fest der Liebe. Zumindest in einem tieferen Sinne. Gleichzeitig frage ich mich, warum das ausgerechnet an Weihnachten sein muss. Als Erinnerung, weil wir es während des Jahres vergessen?
Die Energie folgt ja bekanntlich der Aufmerksamkeit. Wenn ich also den Fokus weg von dem lenke, was ich nicht haben möchte, sondern hin zu dem, wie ich es gerne haben möchte, wie wäre es dann?
Wie würde ich die Adventszeit gerne für mich gestalten?
Dann würde ich mir bewusst Zeit für Ruhe, Stille und Achtsamkeit nehmen. Mich aus noch mehr Aktivitäten ausklinken. Mich zurückziehen. Ganz bewusst einen Gang runterschalten. Damit ich Zeit habe, mich mit mir selbst, meiner Kraft und inneren Führung zu verbinden. Wenn ich das immer und immer wieder übe – und dazu kann mich diese Zeit vor Weihnachten ja einladen – komme ich, wenn mich Dinge emotional aus dem Gleichgewicht bringen, wieder leichter in meine Mitte zurück.
Mir gefällt der Gedanke, diese Zeit als eine Art Achtsamkeitstraining zu betrachten.
Wahrnehmen zu können, wann ich in der Ruhe und der eigenen Mitte bin und wann nicht. Zu erkennen was mich aus der Ruhe bringt und wie ich wieder in meine Mitte zurückfinde.
Weihnachten, das Fest der Liebe?
Im Gegensatz zum Weihnachtsfest bei meiner Schwiegerfamilie, läuft es in unserer Familie fast schon tiefenentspannt ab. Das Schenken haben wir schon vor vielen Jahren abgeschafft und es hat mich auch nicht aus der Bahn geworfen, als der Heilige Abend vor zwei Jahren so gut wie ausfiel, weil meine Mutter durch eine Impfung völlig neben sich stand und es abends Butterbrote gab.
Ganz ehrlich: Ich brauche kein Weihnachtsfest
Mir würde es genügen den Heiligen Abend mit meinem Mann gemütlichen auf dem Sofa zu verbringen. Aber wir feiern Weihnachten bei meinen Eltern. FÜR meine Eltern. Weil wir nicht wissen, wie lange wir sie noch haben und wie lange sie dieses Fest noch bewusst wahrnehmen. Wir beobachten von Jahr zu Jahr, wie sie stiller werden. Wie sie zu still beobachtenden Teilnehmern des Heiligen Abends werden. Und genau deshalb verbringe ich diesen Abend nicht Zuhause in München, mit meinem Mann auf dem Sofa, sondern bei meinen Eltern. Wir nehmen uns zurück und sind so achtsam und aufmerksam wie möglich, damit wir ihre Alltagsroutinen nicht zu sehr durcheinanderbringen. Ist das Liebe? Möglicherweise.
Meine Herausforderung: Mich auf Ruhe, Stille und Nichttun (kein Schreibfehler!) einlassen
Ich komme am besten zur Ruhe, wenn ich etwas tue. Wenn ich schreibe, zeichne, lese oder irgendetwas anderes kreatives mache. Aber die Füße ganz still zu halten, einfach nur zu sitzen und zu sein, fällt mir noch unglaublich schwer. Ich frage mich gerade, wie ich das im prall gefüllten Alltag schaffen soll.
Deshalb möchte ich mir in diesem Advent ganz bewusst die Zeit dafür nehmen. Statt ein Türchen im Adventskalender zu öffnen, werde ich mich zur Kerze am Adventskranz gesellen und einfach mal nur still sein. Da sein. Bei mir sein. Ich habe keine Ahnung, wie lange mir das gelingen wird, aber vielleicht darf ich mich auch positiv überraschen lassen.
Ich wünsche dir eine bewusste Advents- und Weihnachtszeit. Und vielleicht magst du mir erzählen was für dich die Vorweihnachtszeit bedeutet.
Liebe Marita!
Vielen Dank für den Einblick!
Ich finde ganz viel Advent und Weihnachten in deinem Artikel. Schon alleine, dass du dir solche Gedanken gemacht hast. Wir glauben oft, dass das ganze Klimbim rund um das Fest Weihnachten ist.
Advent heißt Ankunft. Im Advent warten wir auf die Ankunft Jesu Christi. Ich finde deine Begriffe dazu sehr schön: Christusenergie und Licht. Die Idee den Advent als Achtsamkeitstraining zu nutzen, spricht mich auch sehr an. Vielleicht braucht es neue Begrifflichkeiten?
Warum das alles gerade zu Weihnachten, fragst du in deinem Artikel. Weil es die dunkelste Zeit des Jahres ist und wir Menschen dringend Licht und Liebe brauchen. Und natürlich weil die Kirche einen Gegenpol zu den heidnischen Festen haben wollten (Sonnwende, Rauhnächte,…).
Marita, du hast mir gerade Lust gemacht, selbst einen Blogartikel zu schreiben. Mal schauen… momentan gehen mir die Ideen nicht aus.
Ich wünsche dir einen ruhigen und besinnlichen Advent!
Liebe Grüße, Dani
Vielen Dank für Deinen wohltuenden und wunderbaren Kommentar, liebe Daniela. Da wir uns schon per ZOOM darüber ausgetauscht haben, halte ich mich hier kurz.
Liebe Grüße,
Marita
Liebe Marita, was für schöne Worte. Mit ist gerade auch sehr nach Rückzug und ich versuche auch so viel wie möglich wegzulassen, doch irgendetwas kommt meist doch noch dazwischen. Die Idee des Achtsamkeitsmoments mit Kerze und Stille gefällt mir sehr, für mich persönlich wird noch das Kartenschreiben und tägliche Spaziergänge in der Natur dazukommen. Ich wünsche dir eine schöne Vorweihnachtszeit, genau so wie du sie dir vorstellst. Liebe Grüße, Christiane
Liebe Christiane,
danke fürs Lesen und Kommentieren! Das mit einer Rasselbande wie Deiner immer wieder was dazwischenkommt, wundert mich nicht. 😉 Ja, Karten schreiben ist auch ein schöner Moment der Stille. Da hast Du recht 🙂
Gruß, Marita
Wie immer im ganzen Jahr sollte man einfach leben, wonach einem gerade ist. Raus in den Trubel mit lieben Menschen oder Rückzug ins kuschelige Heim.
Immerhin geht die Vorweihnachtszeit ein paar Wochen. Genug Zeit also, mal ins eine Extrem und dann wieder ins andere zu wechseln.
Ich mag beides und picke mir einfach heraus, was mir gerade gut tut. Ohne den Geschenkewahnsinn und hohe Erwartungen an die Feiertage empfinde ich das auch gar nicht so stressig und mag die warme Stimmung der vielen Lichter überall.
Liebe Grüße und eine besinnliche Zeit 😉
Vanessa
Du hast vollkommen recht. Das Schöne ist, ja, dass sich das jeder so gestalten kann, wie er mag. Und manchmal kommen neue Ideen ins Leben und dann darf man wieder etwas neues ausprobieren.
Ich wünsche Dir eine wunderbare Weihnachtszeit, liebe Vanessa!
Marita
Hallo Marita,
dieser Artikel war für mich sehr interessant.
Die Weihnachtszeit hat für mich noch nie so eine richtige Bedeutung oder Besinnlichkeit hat.
Durch diesen Artikel ist bei mir vieles wieder so aufgetaucht. Als Kind mochte ich die Zeit, aber nur, weil meine Mutter und ich soviel Spaß beim Kekse backen hatten. Sie war eine fantastische Köchin und Bäckerin. Das Talent wurde Ihr wirklich von meiner Oma vererbt. 🙂 Das war einfach für mich als Kind eine schöne lustige Zeit. Aber mit Weihnachten hatte ich das nie verbunden. Den Weihnachtsbaum fand ich auch schön und . (punkt) das war es auch schon mit Weihnachten und mir. In die Kirche brauchte ich nicht! Danke Mutti, Danke Papa, das ihr daran keinen Spaß hattet und auch mir nicht zugemuttet habt, zum Leidwesen meiner Oma.
So passt dieser Artikel perkt auch zu mir. Die Weihnachtszeit, ist für mich. In der Firma schlimm. Privat aber schön entspannt.
Danke Maritak für diesen Artikel – das wachrütteln, das ich doch nicht ausser der Norm bin. 🙂
Herzliche Grüße
Elke