2025 war ein ganz besonderes Jahr: intensiv, fordernd und klärend. Gefühlt habe ich alles Wichtige aufgeräumt, sortiert, entschieden und kann mit einer überraschend wohltuenden Leere in das neue Jahr starten. Die tiefe innere Arbeit der letzten beiden Jahre zeigt sich inzwischen überall: in meiner Haltung, in der Ruhe, die ich in mir fühle, aber auch in den vielen kleinen Alltagssituationen, die ich heute anders – und vor allem bewusster – meistere.
Vielleicht spüre ich deshalb so deutlich, dass ich mein altes Leben – und damit auch mein altes Ich – hinter mir lasse.
Raus aus dem Überlebensmodus, rein in ein neues und schöpferisches Leben.
Sortieren, ordnen, loslassen: 2025 war ein Jahr der Neustrukturierung
In diesem Jahr wurde jeder Bereich meines Lebens neu geordnet und strukturiert. Der Auslöser dafür lag gleich in den ersten Tagen des Jahres unscheinbar auf dem Küchentisch: das Buch „Nutzen Sie Ihr zweites Gehirn: Eine bewährte Methode, sich im digitalen Zeitalter zu organisieren“ von Tiago Forte. Das Geschenk eines Kunden an meinen Mann. Ich wollte nur kurz hineinschauen und konnte es dann nicht mehr weglegen. Es war genau das, wonach ich unbewusst gesucht hatte, um das Chaos rund um meinen Schreibtisch aufzulösen.
Dass dieser Impuls weit über meinen Schreibtisch hinaus wirken würde, war mir zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht klar.

Ich habe sein System nicht direkt übernommen, sondern startete mit dem, was ich sofort umsetzen konnte. Die Digitalisierung meiner vielen Notizen reduzierte die Zettelwirtschaft auf meinem Schreibtisch innerhalb von Tagen auf ein Minimum. Mit OneNote und Google Keep begann ich, alles zu erfassen, was mir wichtig war – flexibel, zugänglich und übersichtlich. Ich schaute sehr genau hin und sortierte aus, was unwichtig geworden war.
Mittlerweile habe ich die ordentlich sortierten Informationssammlungen erneut durchforstet und reduziert. Erst danach wurde mir bewusst, wie sehr mich die unzähligen Informationen, die im Hintergrund auf ihre Nutzung warteten, gestresst hatten. Mit weniger Krempel lebt es sich entschieden leichter – und vor allem fokussierter.
Das Wissen über divergentes und konvergentes Denken ist Gold wert.
Plötzlich verstand ich, was mich im Dauerstress festhielt: Meine Informations-Sammelleidenschaft führte zu keinem Ergebnis! Erst als ich lernte, dass ein kreativer Schaffensprozess aus zwei gegensätzlichen Prozessen bestand, ging mir ein Licht auf.

Also begann ich, meine Aufgaben neu zu sortieren: in ergebnisoffenes Sammeln von Informationen (divergentes Denken) und klares, ergebnisorientiertes Strukturieren (konvergentes Denken). Seit ich meine Aufgaben entsprechend trenne, nutze ich meine morgendliche Schaffensenergie konsequent für kreative Prozesse, während ich lineare Aufgaben – Buchhaltung, To-dos, Papierkram und Hausarbeit – auf Zeiten verschiebe, in denen weniger geistige Energie vorhanden ist. Das hat für mich alles verändert.
Journaling neu gedacht
Meine Art des kreativen Journaling hatte ich bereits im Vorjahr losgelassen. Geblieben ist das Bedürfnis, meinen Alltag weiterhin zu dokumentieren.

Dafür liegt seit Anfang des Jahres ein großer DIN-A4-Spiralkalender auf meinem Schreibtisch. Zu Beginn wollte ich herausfinden, wo meine Zeit bleibt, inzwischen finden darin auch Tagesreflexionen, Erkenntnisse, Sprüche und besondere Momente ihren Platz. Und da ich jetzt weiß, wie wichtig kleine Auszeiten sind, notiere ich auch diese im Kalenderbuch. Ausführliche Erkenntnisprozesse finden in meinem neuen DIN A4 Notizbuch ihren Platz.
Befreiung im E-Mail-Postfach

Auch mein Posteingang blieb nicht verschont: Ich habe radikal ausgemistet und mich aus sehr vielen Newslettern abgemeldet. Ich abonniere nur noch Inhalte, die mich wirklich interessieren. FOMO gehört an dieser Stelle definitiv der Vergangenheit an. Weniger ist auch hier ein echter Gewinn.
Wir ordnen unser Leben neu

Parallel dazu strukturierten wir unsere Wohnräume komplett um und das hat immer noch eine große Wirkung auf unser gemeinsames Leben. Nach dem gründlichen Ausmisten im Vorjahr wurden im Januar und Februar neu gestrichen und wir gaben jedem Raum eine neue Bestimmung. Mit dem Ergebnis, dass wir im Prinzip kein Wohnzimmer mehr haben.
Ich zog mit meinem Arbeitsplatz in Johannes’ ehemaliges Büro, während er in der Wohnung sein Arbeitszimmer hat. Der Grund war die Sommerhitze, die das Arbeiten mit Klienten im Dachgeschoss für ihn nahezu unmöglich gemacht hatte. Gleichzeitig tun mir der räumliche Abstand und die Abgeschiedenheit meines Kreativ- und Arbeitsraums unglaublich gut.
Für den Fall der Fälle ist alles geregelt

Bei der Unternehmensübergabe hatten meine Eltern uns Kindern glücklicherweise Generalvollmachten erteilt. Das hat uns das Leben sehr viel leichter gemacht. Nachdem der Verkauf des Elternhauses abgeschlossen war, haben wir das Thema auch für uns angepackt und mit Juradirekt (Unternehmens-)Vollmachten, Patientenverfügungen und das Testament erstellt.
Endlich. Es stand schon viel zu lange auf unserer To-do-Liste. Nicht weil wir ein Problem hatten, uns mit der eigenen Endlichkeit auseinanderzusetzen, sondern weil es uns so aufwendig und kompliziert erschien. Jetzt ist alles geregelt und die Erleichterung ist enorm. Für den Fall der Fälle habe ich jetzt eine Karte mit meiner ID am Schlüsselbund, so dass jeder weiß, was zu tun ist.
Endlichkeit und die Frage, was wirklich bedeutsam ist in meinem Leben.

Die Demenz meiner Eltern, hat mir gezeigt, wie schnell Dinge bedeutungslos werden können. Und das schichtweise Auf- und Ausräumen des Elternhauses über viele Monate, löste neue Fragen in mir aus:
Welche Menschen, Dinge, Ideen und Projekte sind für mich wirklich bedeutsam? Und was bleibt, wenn alles Überflüssige wegfällt?
Mir wurde schnell klar: Ich brauche viel weniger, als ich dachte. Vieles, das früher wichtig war, spielte schon lange keine Rolle mehr. Also weg damit. Das schaffte unglaublich viel Raum, Freiheit und vor allem Klarheit – und das fühlt sich richtig gut an.
Freiheit entsteht nicht durch viele Möglichkeiten, wie ich lange glaubte, sondern durch Klarheit und Fokus. Ein Schreibtisch, der atmet. Ablagen, die leer sind. To-do-Listen, die sich leicht anfühlen. Entscheidungen, die keinen Lärm machen.
Ich gehe mit leichtem Gepäck in das neue Jahr. Und das fühlt sich so gut an.
Familiengeschichten
Das Thema Endlichkeit zieht sich seit zwei Jahren wie ein roter Faden durch mein Leben. Zuerst die Demenz meiner Eltern, dann der Tod meines Vaters und die dadurch ausgelösten Veränderungen – und dann gibt es noch ein paar andere Dinge im Familiensystem, die spätestens im nächsten Jahr ihren Abschluss finden werden.
Projekt abgeschlossen: Das Elternhaus ist verkauft
Nachdem meine Mutter nach dem Tod meines Vaters ins Seniorenheim gezogen war, war klar, dass das Elternhaus verkauft wird. Eine leer stehende Immobilie kostet Geld und sie macht einfach keinen Sinn. Außerdem hingen weder mein Bruder, noch ich an diesem Haus. Im Frühjahr haben mein Mann und ich das Haus so weit vorbereitet, dass es besichtigt werden konnte. Zwei Monate später war das passende Paar gefunden: jung, begeistert und voller Freude über dieses besondere Haus. Genau das hatten wir uns gewünscht.

Dass sie den Großteil des Hausstands übernahmen, erleichterte vieles. Trotzdem sortierten wir noch wochenlang persönliche Unterlagen aus. Ende Juli war der Kaufvertrag unterschrieben, Anfang September übergab ich das Haus. Inzwischen ist auch die letzte Versicherung beendet – und damit das Thema Elternhaus abgeschlossen. Was bleibt, ist Freude über das gute Ende, Erleichterung und Dankbarkeit.
Wie die Demenz unser Familienleben verändert hat
Diesen Jahresrückblick beginne ich in einem Hotel zu schreiben, das eng mit meinen Eltern verbunden ist und das wir gerne für kurze Auszeiten nutzen. Jahrzehntelang verbrachten sie dort ihre Urlaube. Immer wieder hatten wir überlegt, meine Mutter dorthin mitzunehmen, aber das wäre nicht mehr möglich. Die Umgebung im Seniorenheim mit ihren gewohnten Abläufen gibt ihr Halt, und schon ein Zahnarztbesuch überfordert sie. Selbst vertraute Orte erkennt sie kaum wieder.

Ihre Erinnerungen verblassen, die Kraft lässt nach und der Bewegungsradius wird kleiner. Ich bin zutiefst dankbar, dass sie in einem Seniorenheim lebt, in dem sie liebevoll und achtsam betreut wird. Denn ich wohne zu weit entfernt, um sie jede Woche zu besuchen.
Dafür nehme ich mir für die Besuche bei ihr einen ganzen Tag Zeit, und auch wenn sie sich schon eine Stunde später nicht mehr erinnert, so freut sie sich immer, wenn ich komme. Wenn ich da bin, ist sie überraschend klar und wir haben immer eine lustige Zeit miteinander. Das allein zählt.
Neu geordnet: Money Mindset und finanzielle Verantwortung
Geld wurde in diesem Jahr zu einer echten Aufgabe für mich. Nicht nur, dass ich mich um die Finanzen meiner Mutter kümmere, auch das Geld aus dem Verkauf des Elternhauses musste klug verwaltet werden. Also nutzte ich die Sommermonate nicht zum Chillen, sondern für einen achtwöchigen Geldkurs – eine der besten Entscheidungen des Jahres.
Es waren sehr fordernde und intensive Wochen, die mir endlich die Strategien an die Hand gaben, nach denen ich schon so lange gesucht hatte.

Ich tauchte tief ein in Glaubenssätze, familiäre Muster und alte Erfahrungen. Ich verstand, wie meine Überzeugungen entstanden waren, und begann, sie über Wochen zu transformieren.
Das war nicht nur sehr spannend, es machte auch unglaublich viel Spaß. Ich bin immer noch dran, aber der Anfang ist zumindest gemacht.
Die Welt der ETFs, der Aktien und Vermögensstrategien eröffnete sich neu für mich. Der Kurs und vor allem die Bücher von Gerd Kommer schenkten mir ein neues Verständnis für die Zusammenhänge, und in mir entstand eine neue Klarheit. Vor allem verstand ich endlich den Umgang mit finanziellen Risiken und ich kann die vielen Informationen im Internet und auf Social Media einschätzen. Seitdem bin ich mit sehr viel mehr Ruhe unterwegs.
Rückblickend waren diese acht Wochen ein Geschenk. Ein Investment in Wissen, Stabilität und ein neues Selbstverständnis.
Das Nichtschreiben als Katalysator für den Wandel
Mitten in der Renovierungsphase entschied ich mich für den Kurs „28 Tage Content“ von Anna Koschinski – als Auftakt unserer Zusammenarbeit und um mich aus meinem alten Schreibkorsett zu lösen. Im Anschluss daran waren meine Angebote mit Annas Unterstützung schnell entwickelt, denn sie sah, was ich nicht sehen konnte.
Ich überwand meine Technikblockade, startete meinen Newsletter – und dann: Stillstand.

Die Luft war raus. Gefühlt hatte ich alles gesagt, über alles geschrieben.
Viele Themen waren für mich abgeschlossen und in mir war und ist nichts Neues. Nachdem ich mich monatelang auf Monatsrückblicke, das Tagebuchbloggen und die Bilder des Tages konzentriert hatte, kam mir die Einladung von Anna im August, vier Wochen (aus denen am Ende acht wurden) nicht zu bloggen, gerade recht.
Was als Experiment begann, wurde zu einer Zäsur, einem Befreiungsschlag.
Ich gewann Zeit, Raum – und in Wirklichkeit mein Leben zurück. Plötzlich begann ein Leben, das ich gar nicht kannte: Der Stress ließ nach und ich hatte endlich Zeit, um Dinge in Ruhe zu tun.
Erst da wurde mir bewusst, wie sehr das Schreiben mein Leben strukturiert und ich damit alte Kompensationsstrategien bedient hatte. Mit der Schreibpause entzog ich ihnen die Grundlage und etwas Neues konnte beginnen.
Inzwischen ist mir klar, dass es die alte Art zu bloggen nicht mehr geben wird.
Mittlerweile genieße ich mein neues Leben und mit dem Nichtschreiben gewinne ich Abstand von Konzepten, die mich getragen haben, aber nicht mehr zu mir passen. Und es ist sehr wohltuend, nicht mehr bei allem, was ich lese oder erlebe, sofort an einen potenziellen Blogartikel zu denken.
Das Vakuum, in dem ich mich gerade befinde, fühlt sich erstaunlich friedlich an, und ich bin sehr gespannt, was daraus entstehen wird.
Wie sich mein Motto in diesem Jahr gezeigt hat
Im Frühjahr wurde mir klar, dass ich an einem Punkt stehe, an dem „einfach weiter“ nicht mehr funktioniert. Wie tiefgreifend mein Motto „Ich erfinde mich neu“ jedoch wirken würde, konnte ich mir Anfang des Jahres nicht vorstellen.
Ich habe in diesem Jahr Wege verlassen, die mich weit gebracht hatten – aber nicht zu dem Ziel, nach dem sich etwas in mir sehnte.
Mein Jahresmotto hat mich nicht dazu gebracht, mich aktiv neu zu erfinden. Es hat mir viel mehr gezeigt, was geschieht, wenn ich mich auf den Wandel einlasse.
Ich bin nicht mehr die, die ich einmal war – und ich bin sehr glücklich darüber.

2025 hat mein neues Ich geboren
Ich komme aus einem Leben, das von Herausforderungen, Pflichtgefühl, Aktivität und Durchhalten geprägt war. Jahrzehntelang war ich überzeugt: Entwicklung geschieht nur, wenn das Leben brennt. Wenn es laut wird. Wenn etwas zerfällt. Und tatsächlich bin ich an vielen Krisen gewachsen. Sie haben mich geformt, stark gemacht, mich über mich selbst hinauswachsen lassen.
Doch dieses Jahr hat mich etwas Neues gelehrt: Wachstum braucht kein Drama.
Veränderung darf leise sein. Sie darf still entstehen. Unaufgeregt. Mitten im Alltag. Die Blogpause war der Wendepunkt. Sie katapultierte mich aus der Überaktivität und führte mich in einen Raum, den ich nicht kannte:
Stille. Nicht-Tun. Formlosigkeit.
Erst dort sah ich, was in mir noch wirkte: eigene traumatische Erfahrungen, die gesehen werden wollten.
Ich bin immer noch dabei, aus dem Anpassungs- und Verpflichtungshamsterrad auszusteigen. Dabei entdecke ich Erfahrungen, die ich jahrzehntelang weggeschlossen hatte. Nach der anfänglichen Angst vor der Welt der Gefühle kann ich jetzt sehen, welches Potenzial und welche neuen Fähigkeiten sie mit in mein Leben bringen.
Mein Alltag ordnet sich neu. Ich ordne mich neu.
Die neuen Strukturen brachten eine neue Leichtigkeit in mein Leben. Ich habe meine Werte neu justiert. Ich erkenne und verstehe die alten Schutzstrategien und arbeite mit ihnen.

Aus „anders sein“ wird ganz langsam ein „ich selbst sein“.
Auch wenn ich das Neue noch nicht kenne, fühlt es sich irgendwie gut an. Mein Lebensgefühl ist heute ein vollkommen anderes als am Beginn des Jahres: weniger Druck, mehr Klarheit und Fokus, weniger Überleben, mehr Sein.
Die alten Muster tauchen noch auf und das werden sie auch weiterhin, aber sie bestimmen mich nicht mehr. Das Weniger bedeutet keinen Verlust, sondern Raumgewinn.
Ich erfinde mich neu. Und 2025 war das Jahr, in dem dieser Satz Wirklichkeit wurde. Ich gehe mit leichtem Gepäck in das neue Jahr. Und es fühlt sich so viel besser an, als mein altes Leben.













