Kürzlich sagte eine Freundin: „Sag‘ mal, gibt es eigentlich einen Tag in deinem Leben ohne Schreibtisch?“ Ihre Frage brachte mich zum Nachdenken. Nein, gibt es nicht und gab es vermutlich auch nie, denn am Schreibtisch findet mein Leben statt – und das nicht erst seit gestern.

Allerdings geht es nicht um den Schreibtisch an sich, sondern um viel mehr.

Aber dazu kommen wir noch.

Ich setze die klassischen Nine-to-five-Regeln gerne außer Kraft und arbeite auch mal ganz früh morgens, abends oder am Wochenende. Nach über dreißig Jahren im klassischen Arbeitsmodell genieße ich die freie Einteilung meiner Lebenszeit sehr.

Das Arbeiten am Schreibtisch wird so zu einem wertvollen Teil meines Lebens, der mir sowohl Struktur als auch Freiheit gibt.

Dass mir das klassische Arbeitsmodell immer etwas fremd war, liegt möglicherweise an der Art, wie ich groß geworden bin. Meine Eltern waren Unternehmer, wir lebten in und mit der Firma, und es war vollkommen normal, auch abends oder am Wochenende zu arbeiten.

Privates und Arbeit haben sich auf eine ganz natürliche Art und Weise verbunden und fand das schon immer wunderbar.

Die Anfänge: Mein erster Schreibtisch

Wenn ich an meine Jugend zurückdenke, sehe ich mich an einem meiner Schreibtische sitzen. Ich hatte damals zwei: einen höhenverstellbaren Tisch vor einem großen Fenster und einen weiteren, an dem ich meine Hausaufgaben machte (Foto). Die Tische waren nicht nur Orte des Lernens, sondern auch Räume für Kreativität. Die Bastelabteilung im Schreibwarengeschäft meiner Mutter war dabei eine große Inspirationsquelle. Ich erinnere mich gerne an diese Zeit, denn der Schreibtisch war schon damals ein wichtiger Rückzugsort für mich.

Mein Schreibtisch im ersten Kinderzimmer

Kreativität am Küchentisch

Als wir, da war ich noch in der Ausbildung, ins neue Haus zogen und wir Kinder ein eigenes Bad und eine Miniküche bekamen, wurde der Küchentisch zu meinem Schreibplatz. Ich liebe es bis heute, am Küchentisch zu arbeiten, zu lesen und zu schreiben. Ich weiß nicht warum, aber es fühlt sich für mich natürlich und inspirierend an. Zumindest, solange ich dort alleine bin.

Der Schreibplatz in meiner ersten kleinen Wohnung

Obwohl ich inzwischen im Familienunternehmen arbeitete und meine Arbeiten auch von dort aus hätte machen können, war das für mich nie eine Option. Es wäre so einfach gewesen, aber ich benötigte für die Dinge meines Lebens einen eigenen Platz. Außerdem wollte ich nicht spätabends alleine im Büro herumsitzen.

Und so kam es, dass ich von Anfang an meinen eigenen (gebrauchten) Laptop und Drucker hatte. Wie du auf dem Foto sehen kannst, habe ich schon damals sämtliche Tische mit meinen Sachen belegt. Auch das Bügelbrett, das dort seinen festen Platz hatte, und den Esstisch. Inzwischen kann ich mich etwas besser beherrschen, aber leere Tische sind immer noch eine willkommene Einladung für mich.

Schreibplatz in meiner ersten Wohnung. Siehst du das Visionboard über dem Schreibtisch?

Der Schreibtisch als kreatives Zentrum meines Lebens

In jeder gemeinsamen Wohnung hatte ich einen Schreibtisch und damit meinen ganz persönlichen Schreibplatz. Manchmal war es nicht mehr als eine kleine Ecke (wie auf dem Foto), aber es war immer mein Platz. Dabei waren die Größe oder das Aussehen zweitrangig. Wichtig war und ist mir nur, dass ich einen eigenen Platz für meine Kreativität hatte. Meist belagerte ich auch die anderen Tische in der Wohnung – sehr zum Leidwesen des Lieblingsmannes.

Mein Schreibtisch in einer früheren Wohnung

Was ich an meinem Schreibtisch mache, hat nicht immer mit klassischer Arbeit zu tun

Durch die Bemerkung meiner Freundin wurde mir bewusst, dass viele mit dem Wort Schreibtisch einen Schreibtisch im Büro, am Arbeitsplatz – und damit mit dem Thema Arbeit – verbinden.

Wenn ich gefragt werde, was ich am Wochenende gemacht habe, erzähle ich fast immer, dass ich viel Zeit am Schreibtisch verbracht habe.

Vermutlich entsteht bei den meisten das Bild, dass ich ständig arbeite und keine freie Zeit habe. Ein bisschen stimmt das tatsächlich, weil ich an unterschiedlichen Projekten arbeite und viel arbeite, aber man muss mich deshalb nicht bemitleiden. Würde ich es anders wollen, würde ich es anders machen.

Außerdem mache ich inzwischen Dinge, die mir Freude machen, und das macht einen gewaltigen Unterschied für mich.

Andere gehen am Wochenende Wandern, auf den Sportplatz, backen oder kochen leidenschaftlich gerne und ich sitze eben am Schreibtisch. Und selbst das Lesen findet oft dort statt, weil ich mir währenddessen Notizen mache.

In Wirklichkeit geht es um einen Platz für kreatives Denken

Mein Kopf ist ein Hauptbahnhof, ich denke fast ständig auf etwas herum, und Inspiration ziehe ich sowieso an wie das Licht die Motten. Mein Leben findet um Stift, Papier und Laptop statt – und damit an einem Platz, an dem ich kreativ wirken kann.

Dort beschäftige ich mich mit all den Dingen, die für mich wichtig und bedeutsam sind – und die mir Freude machen. Die mich im wahrsten Sinne des Wortes erfüllen.

Gleichzeitig brauche ich dafür keinen Tisch im klassischen Sinne. Ich sitze auch gerne auf dem Sofa oder auf dem Boden – und das muss noch nicht einmal in der eigenen Wohnung sein.

Mein Schreibtisch ist ein Ort der Entspannung und Meditation

Der Schreibtisch ist für mich auch ein Ort der Ruhe und Einkehr – fast schon ein heiliger Ort. Und dabei ist es völlig egal, ob ich mich um den schnöden Bürokram kümmere oder um Kreatives. Während ich arbeite oder schreibe, tauche ich völlig ein in das, was ich tue. Am Schreibtisch vergesse ich die Welt um mich herum und bin ganz bei mir selbst. Es ist fast, als würde ich meditieren. Diese Momente der Präsenz und Konzentration sind kostbar. Sie nähren mich und geben mir Kraft.

Wenn ich dort sitze, mit all meinen Lieblingsdingen um mich, komme ich zur Ruhe und kann meine Gedanken sortieren. Oft bin ich so in meine Arbeit vertieft, dass ich fast erschrecke, wenn jemand den Raum betritt.

Mein mobiler Arbeitsplatz

Wenn ich unterwegs bin, habe ich immer die wichtigen Dinge meines Lebens dabei. Die Minimalausstattung meiner Handtasche besteht aus meinem Handy (versteht sich von selbst), dem iPad (wegen der E-Books) und etwas, um Notizen zu machen.

Bin ich einen ganzen Tag unterwegs, dann darf es gerne ein bisschen mehr sein. Der Laptop ist immer dabei und die Powerbank ist sowieso überlebenswichtig. Mit all diesen Dingen kannst du mich an jedem Platz der Welt absetzen und nach Stunden mit leuchtenden Augen wieder abholen. Ich genieße das sehr.

Ich habe im Blogartikel „Was „unterwegs arbeiten“ für mich bedeutet“ ausführlich darüber geschrieben.

Inhalt eines RUcksackes auf Boden

Die Herausforderung: ich muss meinen Schreibtisch teilen

Aktuell renovieren wir unsere Wohnung. Das bedeutet, dass vieles aus meinen Büroschränken in Umzugskisten verpackt herumsteht. Aber nicht nur das, ich teile den Schreibtisch auch noch mit Johannes. 🙈 Das Problem dabei: Johannes ist ein Leertischler, ihn stört alles, was auf dem Schreibtisch herumliegt, und ich bin eine Volltischlerin. Das bedeutet, dass es auf meinem Schreibtisch im schlimmsten Fall so aussieht wie auf diesem Foto:

Deshalb habe ich für die Renovierungs-Wochen die allerwichtigsten Dinge in eine kleine Kiste gepackt, der Rest steht auf einer Fensterbank. Abends kommt alles in die Kiste, um sie in die Küche zu stellen, denn meinen Tag beginne ich im Moment am Küchentisch.

Interessanterweise funktioniert das recht gut, denn ich habe in den vergangenen Wochen vieles digitalisiert. Und das ist alles drin in meiner Zauberkiste:

Der Schreibtisch als Inspirationsquelle

Für mich ist der Schreibtisch ein Ort des Wissens und der Inspiration. Ich bin eine Wissensarbeiterin, eine kreative Informations- und Inspirationssammlerin. Alles, das ganze Leben, ist für mich eine unendliche Quelle der Inspiration. Und weil ich mir nicht alles merken kann, schreibe ich es auf. Das hilft mir nicht nur beim Arbeiten, sondern auch beim Verarbeiten meiner Gedanken.

Das Schreiben hilft mir, neue Perspektiven zu entwickeln und meine Handlungsspielräume zu erweitern. Mein Schreiben wird somit zum Schauplatz meiner kreativen Entfaltung.

Fazit: Ein Platz für kreatives Sein

Mein Schreibtisch ist weit mehr als nur ein Arbeitsplatz. Er ist ein Ort der Kreativität, der Inspiration und der Ruhe. Egal, ob am Küchentisch, oder in meinem eigenen Büro – dieser Platz gibt mir die Möglichkeit, mich zu reflektieren, kreativ zu sein und mit mir selbst verbunden zu sein. Und genau deshalb ist ein Schreibplatz – wo auch immer er sein mag – mein wichtigster und liebster Platz im Leben.

Wie ist das bei dir? Hast du einen eigenen Platz für deine kreative Entfaltung? Was bedeutet er für dich?