Eigentlich fing gestern morgen alles gut an. Ich hatte alles vorbereitet, um für einen gemeinsamen Termin zu meinem Bruder zu fahren. Die 200 km lange Fahrt auf der A8 war entspannt und ich freute mich, auf dem Rückweg bei einer Kollegin in Augsburg vorbeizufahren. Sie wollte mir den ersten Entwurf ihrer Homepage zeigen und ein Kuchen würde auch auf mich warten.

Nach dem der Termin erledigt war, machte ich mich entspannt auf den Weg zurück nach München. Ich hatte direkt an der Autobahnausfahrt eine nette Bäckerei entdeckt und wollte mir dort einen Kaffee für die Fahrt holen.

Soweit mein Plan.

Das Leben hatte einen anderen.

Ich war gerade vom Zuhause meines Bruders losgefahren, als das Fahrzeug ein Problem mit dem Reifendruck anzeigte. Ich nahm es nicht sofort ernst, denn das kommt schon mal vor. Kurzer Weg zur Tanke und alles ist erledigt.

Aber dieses Mal war es irgendwie anders.

Ich sollte langsam fahren und anhalten. Oha! Die Nummer kannte ich noch nicht.

Glücklicherweise war ich auf einer sehr breiten Landstraße unterwegs und tatsächlich war der rechte Vorderreifen ziemlich platt.

Oh nein! 😱 Was soll das denn jetzt???

Also gut. Planänderung. Unfallstelle sichern, Pannendienst anrufen. Die Unterlagen hatte ich erst kürzlich verstaut, ich wusste also, wo alles ist.

Und dann ging alles ganz schnell.

Nach zehn Minuten und pünklich zum Beginn des Platzregens, war der Pannendienst da. Er fixte kurz den Reifen und eskortierte mich zur nächsten Werkstatt, die glücklicherweise nur 500 Meter entfernt war.

Ende gut alles gut?

Noch nicht ganz, denn die Heimreise musste ich per Bahn antreten. Mein Tag war sowieso schon im Eimer und der meines Bruders gleich mit dazu. Denn er hatte jetzt die Aufgabe, mich zum Bahnhof in Ulm zu chauffieren. Ich war so froh, dass er in der Nähe war, und sich die Zeit dafür nehmen konnte. Er ist Unternehmer und hat für solche Spielereien eigentlich genauso wenig Zeit wie ich. 😉

Spätabends war ich endlich zuhause. Trotz des Hindernislaufs entspannt und gleichzeitig todmüde. Was für ein Tag!

Was mir bewusst wurde

Ich bin mir noch nicht ganz sicher, warum meine Vorhaben seit Wochen von ungeplanten Ereignissen durcheinandergewirbelt werden. Könnte es sein, dass ich ab und zu auf Holzwegen unterwegs bin?

Ich beobachte seit geraumer Zeit, wie sehr mich alte Konzepte und Verhaltensmuster nicht nur stressen, sondern mir NICHT die gewünschten Ergebnisse bringen. Irgendwas läuft da ganz gehörig schief. Wenn ich den Fersensporn, den ich mir durch die Überlastungssituation im August zugezogen hatte, noch mit dazu nehme, kann ich erkennen, dass die Lauferei auf dem Holzweg auch noch ungemütlich und schmerzhaft ist.

Leben ist das was passiert, während ud fleißig dabei bist, andere Pläne zu machen.

Vielleicht sollte ich aufhören, ständig Pläne zu machen und etwas flexibler werden? Möglicherweise zeigt es mir im Großen, was mir im Kleinen nur ganz langsam gelingt: dass die viele meiner Gedankenkonstrukte schlichtweg für den Eimer sind. Es wird Zeit, auch hier Altes loszulassen und den Impulsen aus meinem Inneren zu folgen. Gute Idee. Kauf ich.

Ich hatte Glück im Unglück.

Es hätte auch anders ausgehen können. Wäre mir das bei Tempo 140 auf der Autobahn passiert… nein, daran will ich jetzt nicht denken. Ich bin dankbar, dass es genau auf dieser Strecke passiert ist und am Ende alles irgendwie zügig und leicht ging.

Nie mehr ohne mein Büro to go!

Ich bin so froh, dass ich morgens geistesgegenwärtig meine Regenjacke, eine große Flasche Wasser und meinen Rucksack, samt dem Laptop, eingepackt hatte. Die Powerbank gehört sowieso zu meiner Handtaschen-Grundausstattung und das iPad zum Lesen der E-Books, Kopfhörer und Schreibzeug ebenfalls. So konnte ich die Wartezeiten und die Zugfahrt zum Lesen und Arbeiten nutzen.

Wofür ich dankbar bin

Alle Menschen, denen ich begegnet bin, waren freundlich und hilfsbereit. Nach den Gruselerfahrungen in so mancher Notaufnahme im August, war das eine Wohltat. Während ich auf den Pannendienst wartete, hielt sogar ein Handwerker, um zu fragen, ob er mir helfen kann. Der Mensch vom Pannendienst hat sich während des Platzregens um den Reifen gekümmert, der Mitarbeiter in der Werkstatt war superfreundlich und auch die Onlinebuchung fürs Zugticket ging, mit dem Laptop auf den Treppenstufen des Bahnhofs sitzend, zügig. Ich hatte sogar noch einen Bahngutschein, den ich verwenden konnte. Helau!

Zeit für wichtige Themen

Mein Bruder und ich, wir verstehen uns ziemlich gut und wir wissen das beide sehr zu schätzen. Es ist nicht selbstverständlich. Wir sehen uns nicht oft, aber wir ticken in den wesentlichen Dingen ähnlich und finden immer zügig gute Lösungen. Dafür bin ich unendlich dankbar und es ist vermutlich auch der inneren Arbeit geschuldet, der wir uns beide intensiv gewidmet haben. Das macht vieles unglaublich leicht. Während der Autofahrten hatten wir ausreichend Zeit, über die Situation unserer Eltern zu sprechen. Das war nicht nur erkenntnissreich, sondern auch sehr sehr ehrlich und hilfreich. Wir haben klare Entscheidungen für eventuelle Ernstfälle getroffen. Das war klasse und völlig ungeplant. Danke, liebes Leben, es scheint wichtig gewesen zu sein.

Es ist wie es ist, also Augen auf und durch!

Als ich einer Freundin vom Tohuwabohu erzählte, kam als Antwort der Satz „du und deine unglaubliche Gelassenheit“. Darüber musste ich erst mal nachdenken, denn natürlich war ich im ersten Moment nervös und gestresst. Schließlich war es die erste Reifenpanne meines Lebens!

Und ja, irgendwann ging es nur noch darum, den Dingen ihren Lauf zu lassen. Es war sowieso nicht zu ändern.

Also Augen auf und durch.

Von Johannes bekam ich abends eine ähnliche Rückmeldung, denn ich war auf dem Weg nach Hause eine Haltestelle zu früh aus der S-Bahn ausgestiegen. Weil ein komischer Typ auf einer Bank saß lief ich sicherheitshalber mal in Richtung Straße und entdeckte, dass zwei Minuten später ein Bus nach Untehaching fahren würde. Wie passend. Und so kam ich zwar verspätet und nass vom Regen, aber gut nach Hause.

Und tatsächlich war am Ende kein Äger darüber, dass der Tag anders verlaufen ist, in mir. Sondern Ruhe und Dankbarkeit, dass am Ende alles gut ging. Dass es schlimmer hätte kommen können und dass ich den nächsten Trip, das Auto wieder abzuholen, auch noch schaffen würde.

Auch ein Holzweg ist ein Weg

Nachdenklich bin ich trotzdem. Denn all das, was im Moment passiert passt zu den inneren Veränderungsprozessen bei denen ich mir meiner lang gehegten Konzepten und Vorstellungen mehr und mehr auf die Schliche komme. Vielleicht sollte ich aufhören, die Dinge kontrollieren zu wollen. Gelassenheit und Leichtigkeit mehr in meinen Alltag integrieren.

In diesem Sinne ist ein Holzweg auch ein Weg und manchmal braucht man ihn, um eine neue Richtung einzuschlagen.