Was für eine Einladung, nochmal in eine Lebenskrise einzutauchen. Die liebe Djuke hat im Rahmen ihrer Blogparade dazu eingeladen und mir geht es ein bisschen wie ihr: „Ich finde Menschen und ihre Geschichten faszinierend und liebe es zu hören, wie sie Schwierigkeiten im Leben gemeistert haben.“ Für mich waren die Geschichten der anderen wie Strohhalme, an denen ich mich festgehalten habe. Die mich – egal wie schlimm es gerade war – motiviert haben, dranzubleiben und nicht aufzugeben, sondern nach Lösungen zu suchen.

Das „positive“ an Krisen

Kein Mensch braucht Krisen, aber je mehr man davon überwunden hat, um so mehr erkennt man den besonderen Wert, den sie für einen haben können. Man spricht inzwischen vom „Traumawachstum“. Das ist das Ergebnis, wenn Menschen nicht an ihren traumatischen Erfahrungen zerbrechen, sondern Kraft aus ihnen schöpfen und das Leben dennoch positiv wahrnehmen. Ich betrachte Krisen als eine Einladung zu innerem Wachstum. Sie zu meistern, stärkt das Nervensystem und die Widerstandsfähigkeit. Mein Leben wurde schon Anfang zwanzig ziemlich holprig, und das sollte es lange Zeit bleiben. Aber tatsächlich gibt eine Krise, mit der ich überhaupt nicht gerechnet hatte und die mein Leben tief erschüttert hat. Keine Sorge, am Ende ging es gut aus und ich bin daran gewachsen.

Absturz von Wolke sieben

Gemeinsam mit meinem Mann bin ich 2001 nach München gezogen. Johannes hat sein Leben von Düsseldorf, und ich vom Schwabenland, nach München verlegt. Ich hatte das elterliche Unternehmen verlassen und brauchte den Ortswechsel. Ich musste einfach weg. Da kam es gerade recht, dass wir keine Lust mehr auf eine Fernbeziehung hatten. Vielleicht erinnerst du dich, dass 2001 mit 9/11 sowieso ein Krisenjahr war und vermutlich hat uns das den letzten Rest gegeben. Denn kaum hatten wir uns im Sommer 2001 gemütlich eingerichtet (frisch verheiratet, übrigens), da ging es auch schon los: Johannes verlor nach drei Monaten seinen Arbeitsplatz und ich wartete 14-tägig auf meine Kündigung. Was für ein grandioser Auftakt ins gemeinsame Leben.

Ich wusste, dass ich einen sehr traumatisierten Mann an meiner Seite hatte, aber ich fühlte ich durch meine Coaching Ausbildungen und die intensive Arbeit mit meiner spirituellen Lehrerin, einigermaßen gewappnet. Ich hatte schon so viel überstanden, dann würden wir das auch noch schaffen. Was allerdings durch den Jobverlust und die anderen Umstände zusätzlich an die Oberfläche gespült wurde, sprengte mein Vorstellungsvermögen komplett. Und das will bei mir echt was heißen.

Keine Hochzeit ohne „ja“ zum inneren Wachstum

Bevor wir heirateten, hatte ich Johannes zu meiner spirituellen Lehrerin „geschleppt“. Ich hatte ihre ganz besondere Arbeitsmethode zehn Jahre lang kennengelernt und wusste, dass man damit Berge versetzen konnte. Und da ich wusste, dass unsere Beziehung Herausforderungen mit sich bringen würde, brauchte ich sein „ja“ nicht nur zu mir, sondern auch zum gemeinsamen Wachstum. Wenn wir es schaffen könnten, dann mit dieser Arbeit. Und wir haben es tatsächlich geschafft, denn Johannes hat sein Versprechen gehalten.

Meine Entscheidung: Ich werde an dieser Krise wachsen

Da war ich nun in einer Stadt, in der ich keinen Menschen kannte, mit einem unsicheren Arbeitsplatz und einer Krisensituation, die mich völlig überforderte. Ich fühlte mich einsam und alleine, denn über so was kannst du mit den wenigsten Menschen reden. Die einen schwelgten gerade im Glück und wollten solche Geschichten nicht hören und die anderen rieten mir einfach, diesen Mann zu verlassen. Aber ich wusste schon zu dieser Zeit viel über die „nicht sichtbaren“ Zusammenhänge und hatte gelernt, dass Weglaufen keine nachhaltige Lösung war. Ich hatte ja nicht zufällig genau diesen Mann, mit diesen Themen, an meiner Seite. Er triggerte meine eigenen unbewussten Muster und ich entdeckte Gefühle und Emotionen in mir, von denen ich bis dahin keine Ahnung hatte. Für mich gab es nur einen Weg: „Augen auf und durch“. Komme was wolle. Es kam viel und es wurde heftig.

Schockstarre und völlige Überforderung

Uns brach tatsächlich alles weg. Wir waren alleine, es war finanziell eng, wir mussten in eine günstigere Wohnung ziehen und die herkömmlichen Therapien brachten nicht den gewünschten Erfolg. Was wir an Geld übrig hatten, investieren wir in unsere innere Arbeit. Statt in Urlauben, verbrachten wir unsere freie Zeit bei unserer spirituellen Lehrerin, diversen Coachings und Seminaren. Um herauszufinden, was los ist und tief in unsere Themen hinabzutauchen. Denn wir wollten all die Erfahrungen und Verletzungen der Vergangenheit gründlich und nachhaltig lösen.

Ich kann dir heute nicht mehr sagen, was ich in dieser Zeit fühlte. Ich lebte wie in einer Trance, ich stand unter Schock. Es war alles dabei. Von Gefühllosigkeit bis Wut, Schmerz und einer unglaublichen Ohnmacht. Es kamen Gefühle an die Oberfläche, von denen ich bis dahin überhaupt nichts wusste. Für mich war es der pure Überlebenskampf. Aber ich wusste auch, dass ich daran wachsen würde und dass es mir – und uns beiden – am Ende des Tages etwas nützen würde. Ich glaube zutiefst, dass wir nur die Aufgaben bekommen, die wir auch bewältigen können und vermutlich war es dieser Glaube, der mir die Kraft und die Stärke gegeben hat, durchzuhalten.

Der Weg aus der Krise

Der Fokus lag ganz klar auf der Klärung der inneren Themen. Ich weiß nicht, wie viele Bücher ich in dieser Zeit gelesen habe, wie viele Seminare und Coachings ich besucht habe. Leider habe ich erst viele Jahre später gelernt, was ein Trauma ist und wie damit nachhaltig gearbeitet werden kann. Trotzdem war es gut, wie es war. Wir haben beide unser Bestes gegeben und mit der Zeit wurden die ersten Veränderungen sichtbar. Ich wurde zunehmend ruhiger, klarer und ich gewann an Selbstvertrauen. Es war nicht nur ein Weg zueinander, sondern vor allem ein Weg zu mir selbst. Je mehr Themen ich lösen und heilen konnte, um so klarer uns selbstbewusster wurde ich. Es war ein verd*** langer und schmerzhafter Weg und er hat uns beiden unglaublich viel abverlangt. Aber inzwischen kann ich sagen: Es hat sich gelohnt.

Krisen sind doof und gleichzeitig faszinierend

Es gibt nicht viel, was mich noch umhauen könnte. Ich habe so viele Untiefen bei mir selbst erlebt, habe mit anderen mitgelitten oder in meiner Coaching-Arbeit Einblick in die Leben anderer bekommen, dass es kaum noch ein Thema gibt, das mich vom Hocker hauen könnte. Und so dramatisch das alles ist, so spannend finde all diese Themen. Du darfst jetzt gerne mit den Augen rollen, mein Vater versteht das bis heute nicht. Aber mich fasziniert, wie Ängste und Blockaden nicht nur entstehen, sondern wie man sie lösen und trotzdem (oder vielleicht gerade darum) ein glückliches Leben führen kann.

Herausforderungen sind Wachstumsmöglichkeiten

All die schwierigen Lebensphasen haben mir bewusst gemacht, wie wichtig ist, sich Schwierigkeiten, Ängsten und Herausforderungen mutig zu stellen. Nicht wegzulaufen oder auszuweichen. Ich glaube, dass jeder Lebensthemen hat, an denen er wachsen darf. Je schneller wir uns damit auseinandersetzen, umso besser. Vielleicht möchte ich deshalb jeden dazu ermutigen, sich Herausforderungen mutig und tapfer zu stellen. Denn die Geschenke, die wir am Ende dafür erhalten, sind großartig: Vertrauen, Stärke, Resilienz, innere Freiheit und vieles mehr. Das ist nicht nur unbezahlbar, sondern kann einem auch keiner nehmen. Es bildet das Fundament, auf dem wir stehen.

Was die Krise in meinem Leben positiv verändert hat

Welche Wirkung die gemeisterten Krisen haben, wurde mir bei meiner Arbeit als Coach bewusst. Ich stand auf einem enorm stabilen inneren Fundament und konnte jeden Prozess – egal wie erschütternd er war – halten und meine Klienten dabei begleiten. Alle Krisen haben mich widerstandsfähiger, stärker und selbstbewusster gemacht. Es gibt immer eine Lösung, man muss sie nur finden. Ich habe mehr Gelassenheit entwickelt und kann mit schwierigen Situation besser umgehen. Nicht, dass ich immun dagegen wäre. Aber ich weiß, dass ich es immer schaffen kann, wieder auf die Beine zu kommen. Egal was kommt. Und ich habe gelernt, dass aus jeder Krise etwas Wunderbares, Neues und Positives entsteht. So zumindest habe ich es – allerdings erst im Rückblick – erlebt.

Ein klares Mindset ist für mich das wichtigste Kapital im Leben. Deshalb wird Persönlichkeitsentwicklung immer ein wichtiger Teil meines Lebens sein, auch wenn ich nicht mehr als Coach arbeite. Aber das war für mich sowieso nie nur ein Job, für mich ist es eine Lebenshaltung.

Liebe Djuke, ich danke dir für diese Einladung. Für die Gelegenheit, nochmal tief einzutauchen in diese Zeit und zu erkennen, wie wertvoll sie für meine Leben und unsere Beziehung war.

▶️ Die Beiträge zur Blogparade von Djuke findest du hier

▶️ Einen Überblick über alle Blogparaden findest du bei Sympatexter