Angeregt durch ein Buch, hatte ich kürzlich einen Blogartikel über „die Magie einer Tasse Tee am Morgen“ geschrieben. Während des Tages habe ich so lange an ihm herumgefeilt, bis er endlich fertig war. Und dann lag ich abends im Bett und dachte: „Nee, so kannst du den nicht veröffentlichen, das passt nicht.“ Mist. Was war das denn jetzt?
Am nächsten Morgen nahm das Unglück dann seinen Lauf
Ich kann dir nicht mehr sagen, wie es passierte, aber plötzlich entdeckte ich im WWW Bücher über Achtsamkeit & Journaling, über Zeichnen & Journaling und so ging es gerade weiter. Jetzt war ich völlig verwirrt und mein Selbstbewusstsein war auch schon unter den Teppich gekrochen. 🙈 Muss ich Yoga machen, bevor ich schreibe oder vorher meditieren, um zur Ruhe zu kommen?
Himmelherrgottnochmal! Was ist hier los?
Ich versinke in Zweifel und Unsicherheit – ja, ich ertrinke fast darin. 😢 Ich bin völlig verwirrt, die Klarheit ist dem Nebel gewichen. Ich verliere die Orientierung und frage mich, was ich da gestern geschrieben habe. War das für den Müll?
Und dann wird es plötzlich💡hell in meinen grauen Zellen.
Der Text gestern, das war ein bisschen Journaling, aber eigentlich war es mehr Kreatives Schreiben als Journaling. So hatte ich vor vielen Jahren „das wichtigste Möbelstück in meinem Leben“ entdeckt. Das macht Spaß und dafür kann ich mir zwischendurch auch mal Zeit nehmen, aber es ist nicht das, was sich für mich im Alltag umsetzen lässt.
Und „Nein!“, ich muss und will mich nicht mental aufs Schreiben vorbereiten.
Da passiert, zumindest bei mir, genau das Gegenteil: Der Erwartungsdruck steigt ins Unermessliche und mein innerer Kritiker läuft zur Höchstform auf. 😟🙈
Wem die mentale Vorbereitung hilft, macht das bitte, für mich ist das nichts. Außer, im Rahmen eines Retreats. Da ist das eine tolle Sache, um tief in sich einzutauchen.
Aber es ist definitiv nicht meine Art des Alltags-Journaling.
Ich brauche doch nur einen Blick in meine Notizbücher der letzten zehn Jahre werfen, 🤦♀️um zu erkennen, wie ich mich und meinen Alltag reflektiere:
„Im Quick & Dirty-Style á la Marita„
That’s me! 😜
Ob mir das gefällt oder nicht, ich kann es nicht anders. Es ist meine Art, im turbulenten und manchmal schnöden Alltag, magische Momente zu entdecken, neue Sichtweisen – und damit neues Bewusstsein zu entwickeln.
Die Fähigkeit, mich selbst und mein Verhalten zu reflektieren, ist durch die schriftliche Selbstreflexion zu einem Automatismus geworden.
Wenn mir etwas auffällt, schreibe ich es kurz auf einen kleinen Notizzettel, oder ich mache ein Foto von etwas, das mich daran erinnert. Meist nehme ich mir abends Zeit, um den Tag oder ein Ereignis, kurz Revue passieren zu lassen. Um einen anderen Blick darauf zu bekommen und neue Erkenntnisse zu gewinnen.
Ich kann nur mit dem arbeiten, was ich bin und habe. Was im Moment da ist. Echt, ehrlich und authentisch.
In diesem Sinne danke ich der Verwirrung, dem freundlichen Besuch von Herrn Zweifel und Frau Unsicherheit. Ich habe ihnen nicht die Türe vor der Nase zugeschlagen, sondern sie freundlich (wenn auch ein bisschen zerknirscht) in meinen Tag gelassen. Und so schnell wie sie gekommen sind, waren sie auch schon wieder weg und haben mich mit einem Geschenk überrascht: neuer Klarheit für mich selbst. Vielen Dank dafür, es war mir eine Ehre. Bis zum nächsten Mal. (Ich bin sicher, dass sie mich erneut besuchen werden 😆)
Und für alle, die neugierig auf mein Geschreibsel vom Vortag sind, habe ich hier den Text:
Von der Magie einer Tasse Tee am Morgen
Es ist früh und es ist kühl. Der Herbst ist da. Gestern Abend fiel mein Blick auf das Buch von Laura Pashby „Little Stories of Your Life: Entdecke besondere Momente, erzähle deine Geschichte, teile deine Welt. Storytelling und Fotografie“. Mein Lieblingsbuch.
Es liegt, gemeinsam mit meinem Notizbuch, auf dem kleinen Tisch neben dem Sofa. Ich kuschle mich unter die wärmende Decke und beginne zu lesen. Ich liebe ihre wunderbare Sprache. Mit jedem Satz sinke ich tiefer in diesen Augenblick, ins Hier und Jetzt.
Inzwischen ist Johannes aufgestanden, er kocht Tee und stellt die dampfende Tasse neben mich auf den Schreibtisch. Was für ein wunderbarer Start in den Tag. Im Buch lädt sie mich ein, über eine Tasse zu schreiben und ich beschließe spontan, ihrer Idee zu folgen. Ich bin gespannt, wohin es mich führen wird. Ich mache ein Foto, klebe es in mein Notizbuch und beginne, die Feder übers samtweiche Papier fließen zu lassen.
Ich liebe es, mit einer Tasse Tee in den Tag zu starten und mag die kräftige Ostfriesen-Mischung, die ich mit einem Schuss Sahne verfeinere. Eigentlich bin ich gerade dabei, auf Kräutertee umzusteigen, aber wenn er mir schon mal gebracht wird, genieße ich ihn.
Eine Tasse Tee ist für mich, wie das Klingen der Zimbeln zu Beginn einer Meditation, eine Einladung zur Stille. Zum Ruhig werden. Durchatmen. Bei mir ankommen.
Ist das meine Lieblingstasse? Nein. Ich habe keine Lieblingstasse. Ich mag das zeitlos klassische Design und die dezenten Farben. Siehst du die besondere Form des Henkels?
Während ich, auf dem Sofa sitzend, den Text schreibe, betrachte ich die Tasse auf meinem Schreibtisch. Aus dieser Perspektive habe ich noch nie so genau auf meinen Schreibtisch geschaut. Ein Blick hinter die Kulissen. Ich sehe mein Schreibtisch-Chaos, das ich gestern ordnen wollte und doch nicht getan habe. Warum eigentlich nicht? Ich sehe das Kabelgestrüpp, den Fuß der Schreibtischleuchte und die „Snaily im Glas“, die mir eine liebe Freundin geschickt hat. Als freundliche Ermahnung, etwas langsamer durchs Leben zu „rennen“. Danke, liebe Sabine. Ich sehe die Stifte und den Pinsel, dessen Borsten ich während eines Zoom, rosa angemalt habe.
Was für eine Gedankenreise am Beginn eines neuen Tages. Der frühe Morgen ist meine Lieblings-Tageszeit. Wenn die Welt noch schläft, während ich lesend und schreibend langsam wach werde. Ein Schnellstart in den Tag funktioniert bei mir übrigens gar nicht. Wenn ich dann auch noch aus dem Haus muss, kann ich davon ausgehen, dass ich irgendetwas vergesse. Ich brauche den langsamen Start in den Tag. Dafür darf mich der Wecker gerne eine Stunde früher aus dem Schlaf klingeln.
Liebe Marita, ich mag deine Texte so wie sie sind. Mach weiter so. Ist schon krass, dass es immer mal wieder Momente gibt, wo wir uns selbst hinterfragen. Wie schön, dass du daraus ein Bestätigung für deinen eigenen Weg finden konntest. Ich sende dir liebe Grüße und freue mich schon jetzt auf deine nächsten Texte. Ich mag sie so sehr, weil sie so authentisch sind.
Vielen Dank für Deine Ermutigung, liebe Christiane. Ja, es ist tatsächlich sehr spannend, wie man sich selbst immer mal wieder sabotiert. Ich freue mich, dass Dir meine Schreiberei gefällt.
Liebe Grüße, Marita
hey marita, diesen blogbeitrag finde ich sehr spannend, denn er ist so ganz anders als die anderen – im positivstem sinne 🙂 bin mal gespannt, ob noch mehr davon im laufe der nächsten zeit hier erscheint 😉 und das buch „little stories of your life“ liebe ich übrigens auch sehr, lg iris
Ich freue mich, dass Dir das Buch auch gefällt 🙂 und – ja, – dieser Artikel ist anders als die anderen und ich bin auch gespannt, was noch alles entsteht.
Gruß, Marita