Im Rückblick würde ich mein Leben als eine Art Hürdenlauf bezeichnen, denn es gab viele Herausforderungen, mit denen ich nicht gerechnet hatte und die mich maßlos überforderten.

Sie brachten mich an meine Grenzen und ließen mich gleichzeitig über mich selbst hinauswachsen.

Kein Mensch braucht das.

Und dennoch möchte ich diese Erfahrungen nicht missen, denn sie haben mich zu der gemacht, die ich heute bin.

Sie haben mir gezeigt, dass so viel mehr möglich ist, als ich mir jemals hätte vorstellen können. Ich habe nicht nur gelernt, das Leben zu meistern und durch Krisen zu navigieren, sondern auch die dahinterliegende Choreografie zu verstehen.

Wie ich es geschafft habe, zuversichtlich zu bleiben und auch in turbulenten Zeiten meinen Halt nicht zu verlieren?

Mit dieser Frage habe ich mich für diesen Blogartikel auseinandergesetzt. Die Antwort liegt für mich ganz klar bei mir selbst und meiner inneren Haltung.

An der Stelle blicke ich nochmal zurück auf die besonders aufwühlenden Phasen meines Lebens. Manche waren kurz und intensiv, andere dagegen forderten mich über viele Jahre heraus.

Der Hürdenlauf begann, als ich mich mit 22 Jahren entschied, ins Familienunternehmen einzusteigen. Ich hatte gerade eine langjährige Beziehung beendet und als wäre das noch nicht genug für eine junge Frau, die gerade dabei ist, das Erwachsenenleben zu erobern, rebellierte meine Haut: Ich bekam eine schwere Akne, die nicht nur sichtbare Narben im Gesicht hinterließ, sondern auch tiefe Spuren auf meiner Seele.

Offensichtlich hatte ich das All-inklusive-Paket gebucht.

Während ich das schreibe, wird mir bewusst, dass mich zwei Dinge gerettet haben und bis heute meine Anker sind, wenn es mal wieder ruckelt, weil das Leben in den nächsten Gang schaltet.

Da ist zum einen die Frage nach dem Sinn und der damit verbundenen Suche nach Lösungsmöglichkeiten und zum anderen das Schreiben – genauer gesagt das Journaling.

Die Kraft der Sinnsuche in Krisenzeiten

Klar geht es im ersten Moment einer Krise darum, Ruhe zu bewahren und sich neu zu orientiern. Gleichzeitig weiß ich inzwischen, dass es keine Zufälle gibt und alles im Leben einen Sinn hat. Und wenn er nur darin besteht, innerlich zu wachsen. Diese Haltung hilft mir, ruhig zu bleiben, auch wenn ich die Situation noch nicht verstehe und vielleicht der Verzweiflung nahe bin.

Gleichzeitig startet in mir ein innerer Suchprozess, denn wo ein Problem ist, kann die Lösung nicht weit sein.

In mir steckt ein innerer Drang, das Leben mit all seinen Unwägbarkeiten zu verstehen. Und tatsächlich hat mich mein lebenslanger Hürdenlauf gelehrt, dass die Veränderungen, die damit einhergehen, langfristig immer auf eine nicht zu beschreibende Weise stimmig waren. Auch wenn ich es als Mensch gerne anders gehabt hätte.

Die Suche nach dem Sinn und Lösungen befreit mich aus dem Gefühl der Ohnmacht und des Ausgeliefertseins.

Denn auch wenn ich die äußeren Umstände oft nicht ändern kann, so kann ich doch meine Haltung dazu verändern.

Das Vertrauen darauf, dass alles einen tieferen Sinn hat, ist ein zentraler Punkt in meinem Leben. Er hat mich innerlich wachsen und als Mensch reifen lassen.

Hoffnung ist eben nicht Optimismus, ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat - ohne Rücksicht darauf, wie es ausgeht. Václav Havel tsche

Mein Halt im Leben: Journaling

Wenn ich genau hinschaue, erkenne ich, dass mir das Schreiben meine geistige Gesundheit und manchmal auch das Leben gerettet hat.

Das Aufschreiben meiner Erlebnisse hat mir schon immer geholfen, meine Gedanken zu ordnen und gleichzeitig eine innere Verarbeitung anzustoßen, die automatisch zu einer Transformation führt. Der Prozess des Schreibens eröffnet mir immer wieder neue Blickwinkel und damit neue Handlungsmöglichkeiten.

Ich muss dafür nicht mehr tun, als einfach zu schreiben.

Warum gerade das Schreiben?

In den meisten herausfordernden Lebensphasen war ich alleine. Nur selten gab es jemanden in meiner Nähe, der wirklich verstand, was in mir vorging, oder wie sehr mich die Konflikte im Familienunternehmen belasteten. Und dass das Hautproblem ein Signal meiner Seele war, verstand sowieso niemand.

Die inneren Kämpfe habe ich schon immer mit mir selbst ausgemacht und als mir meine spirituelle Lehrerin riet, meine Erfahrungen schreibend zu reflektieren, probierte ich es aus und blieb dabei.

Ab diesem Moment schrieb ich mir, im wahrsten Sinne des Wortes, alles von der Seele.

Ich füllte ein Tagebuch nach dem anderen. Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich in meiner ersten eigenen Wohnung, auf dem Boden liegend, so lange schrieb, bis alles raus war und in mir Ruhe einkehrte.

Schreiben als Form der Meditation

Für mich ist Schreiben Meditation. Wenn ich mit einer Tasse Tee an einem ruhigen Ort sitze und in mein Notizbuch schreibe, vergesse ich alles um mich herum. Ich bin dann ganz bei mir, denn Schreiben erfordert volle Aufmerksamkeit.

Während ich meine Gedanken aufs Papier fließen lasse, verändern sie sich und plötzlich entstehen neue Gedanken, Ideen und Perspektiven. Ein Aha-Moment folgt dem nächsten und die Einzelteile fügen sich wie ein Puzzle zu einem größeren Bild zusammen.

Ich erkenne neue Zusammenhänge, die mir helfen, die Situation zu verstehen. In mir wird es still und Frieden breitet sich aus.

Wie Schreiben zur inneren Klärung führt

Dadurch lerne ich nicht nur, das Leben besser zu verstehen, sondern auch, was ich aus Ereignissen lernen und wie ich daran wachsen kann. Es sind diese Momente, in denen ich mich mit dem Leben selbst, mit mir und meiner inneren Weisheit verbunden fühle.

Ich schöpfe Kraft und Stärke daraus und kann mich in eine Art inneres Vertrauen fallen lassen.

Durch den schreibenden inneren Dialog entstehen Antworten zu meinen Fragen. Ich fühle mich verbunden mit dem Leben – mit etwas, das größer ist als ich selbst.

Das Leben ist ein Lern- und Entwicklungsweg, durch den wir herausfinden wer wir sind und was wir können, während wir unsere Grenzen kontinuierlich erweitern. Marita Eckmann

Halt finden heißt Leben lernen

Was gibt dir Halt in unsicheren Zeiten? Für mich sind es zwei Hauptsäulen: Das Verstehen der Zusammenhänge und den damit verbundenen Sinn und das Schreiben als kraftvolles Werkzeug zur inneren Klärung – mein verlässlichster „Partner in crime“ zu jeder Tages- und Nachtzeit.

Das Leben fordert uns immer wieder heraus – manchmal unerwartet und überwältigend. Doch genau diese Momente bieten auch Chancen: Chancen zum Lernen, zum Wachsen und zur Entdeckung neuer Kräfte in uns.

Diese Kraftquellen haben mich gelehrt, dass ich stärker bin als jede Krise und dass es immer einen Weg gibt.

Wie du mit Journaling inneren Halt findest

Gerade wenn das Leben unübersichtlich wird, kann das bewusste Innehalten und Reflektieren eine große Unterstützung sein.

Journaling ist viel mehr als bloßes Tagebuchschreiben. Es ist ein Werkzeug, um Gedanken, Gefühle und Erlebnisse zu ordnen, zu verstehen und zu verarbeiten.

Der erste Schritt ist ganz einfach:

Suche dir einen ruhigen Platz, an dem du ungestört bist, nimm dir ein Notizbuch oder ein Blatt Papier und beginne zu schreiben. Lasse alles, was in dir ist, ehrlich und frei von Bewertungen aus dir herausfließen. Hier ein paar Fragen, die dir dabei helfen:

  • Was ist passiert? Beschreibe kurz das Ereignis.
  • Was hat mich herausgefordert, berührt oder bewegt?
  • Wie fühle ich mich jetzt gerade?

Wenn du deine Gedanken und Gefühle dazu aufschreibst, passiert etwas Magisches: Du wirst dir selbst bewusster und bekommst neue Einsichten, Ideen und Perspektiven.

Und wenn du Fragen hast, schreibe sie auf. Entweder fallen dir direkt Antworten ein, oder du findest sie im Nachgang – manchmal auf überraschenden Wegen.

Ein kleiner Tipp: Versuche nicht, deine Texte zu korrigieren oder schön zu formulieren. Lass einfach deine Gedanken so aufs Papier, wie sie gerade sind. Es sind deine ganz persönlichen Texte, und du musst sie niemandem zeigen.

Dieser Blogartikel entstand im Rahmen der Blogparade von Natascha Schröder aka ROSA 4052 „Mein Stickring ist mein Rettungsring! Was ist dein Anker?“ Vielen Dank, liebe Natascha, die Idee zum Thema war sofort da.

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