Oberflächlich gesehen bin ich eine Chaotin. Wer meinen Schreibtisch und meinen Arbeitsraum zum ersten Mal sieht, könnte mich für unordentlich oder schlampig halten. Denn was ich nicht sehe, vergesse ich und deshalb liegt viel herum. Mal auf dem Fußboden vor der Eingangstüre, damit ich es beim Hinausgehen nicht vergesse, oder ich arbeite an mehreren Projekten gleichzeitig und entsprechend wild sieht es auf dem Schreibtisch und anderen Ablageflächen aus.
Was dich vielleicht überraschen wird: Ich weiß genau, wo etwas liegt.
Ich finde alles. Innerhalb von Sekunden.
Aber ich habe noch eine andere Fähigkeit: Ich kann mir mitten im Chaos einen Ort schaffen, an dem ich in Ruhe arbeiten kann. Das Chaos um mich herum kann ich vollkommen ausblenden. Auf dem Schreibtisch genauso wie im gesamten Raum.
Außen chaotisch, innen strukturiert
Über die Jahre habe ich herausgefunden, dass mir Ordnung sehr viel leichter fällt, wenn ich ein funktionierendes Ablage- und Ordnungssystem habe. Ansonsten weiß ich nicht, wohin mit den Dingen, lasse sie irgendwo liegen und schiebe sie über Wochen von links nach rechts. Bis sie in einer Kiste oder einem Ordner landen, wo ich sie nie suchen, geschweige denn wiederfinden würde.
Nein, ich bin keine Hochstaplerin.
Papierstapel, wie viele meiner früheren Chefs sie auf ihren Schreibtischen horteten, lösen bei mir geistige Katastrophen aus. Sie verwirren und überfordern mich völlig.
Meine große Liebe: Schubladen

Weil ich gerne weiß, wohin ich aufräumen soll und ich Dinge schnell wiederfinden will, herrscht in meinen Schränken Ordnung. Am leichtesten gelingt mir das mit Schubladen.
Darin lässt sich alles herrlich leicht sortieren und wiederfinden.
Und weil ich so viele Schubladen habe (im Büro inzwischen ungefähr 40 Stück) muss ich sie beschriften, damit ich den Überblick nicht verliere.
Als ich Anfang des Jahres mit dem Büro umgezogen bin, gab es ein neues ALEX. Ich liebe den Schubladenschrank aus dem Schwedenkaufhaus und kann ihn inzwischen fast im Schlaf aufbauen, denn er steht überall in der Wohnung.
Und jetzt halte dich fest: Inzwischen gibt es sogar Ordnungsboxen dazu.
Sie lassen mein Herz noch höher schlagen! Endlich hat jemand mitgedacht. Ich finde sie nicht besonders hübsch, aber mega hilfreich. Deshalb dürfen sie bleiben.
Meine zweite große Liebe: der Labeldrucker

Ich brauche ihn nicht oft, aber er macht mein Leben leichter und schöner. Er sorgt nämlich dafür, dass ich nicht nur alles schnell wiederfinde, sondern dass die Ordnung auch hübsch aussieht. Schlampig geht an der Stelle gar nicht. Da kommt die Medienfrau in mir durch. Klar hat er eine eigene Schublade.

Ich habe eine ähnliche Ordnung wie meine Mutter
Als mein Vater starb, suchte ich, gemeinsam mit meiner Mutter, in ihrem Büro verzweifelt nach dem Familienstammbuch, aber es war einfach nicht zu finden. Da es sich um ein wichtiges Dokument handelte, konnte es nur im Tresor sein, der in der Regel offen war, da er nicht genutzt wurde. Aber er war verschlossen. Glücklicherweise fanden wir die Anleitung für die Notöffnung und tadaaaa… da war es, das Familienstammbuch.
Obwohl meine Mutter zu dem Zeitpunkt schon länger dement war, wusste ich, dass sie es sicher verstaut hatte.
Denn unsere Ordnungssysteme sind nahezu deckungsgleich.
So richtig bewusst wurde mir das erst beim Ausräumen des Elternhauses. Ich hatte es ganz sicher nicht von ihr gelernt oder übernommen, denn ihr Büro entstand erst, als ich schon längst ausgezogen war. Egal, was ich in ihren Unterlagen gesucht habe, ich fand es sofort.
Denn sie hat es nicht nur logisch abgelegt, sondern auch ordentlich aufbewahrt und beschriftet. Das hat mir die Arbeit enorm erleichtert. Als mich mein Bruder nach den fast vierzig Jahre alten Plänen des Elternhauses fragte, war klar, dass es dafür nur zwei Plätze geben konnte. Und tatsächlich musste er nicht lange suchen.
Die Ordnung meiner Eltern zieht sich übrigens durchs gesamte Haus, bis zum Keller – und auch das Gartenhaus ist ordentlich aufgeräumt. Überall finden sich beschriftete Boxen und Schubfächer, wie bei uns hier in München. Denn es nervt mich, wenn ich Dinge nicht finde.
Kreativ strukturiert
Ich bin mit dem Kopf oft im Himmel, gleichzeitig stehe ich mit beiden Beinen ganz fest auf dem Boden des Alltags. In mir scheint es eine Art unbewusste Struktur zu geben, die dafür sorgt, dass ich Chaos, Unordnung und Kreativität zwar kann, aber immer wieder in eine fast schon intuitive Ordnung zurückfinde. Dass das nicht selbstverständlich ist, ist mir inzwischen sehr bewusst. Deshalb bin ich für diese besondere Fähigkeit sehr dankbar.
Es gibt sie nicht, die einzig wahre Ordnungsstruktur.
Mein Leben lang habe ich versucht, mich in Ordnungssysteme hineinzupressen. Mit viel Frust, mäßigem Erfolg und dem Gefühl, falsch zu sein. Inzwischen habe ich gelernt, dass jeder sein ganz eigenes Ordnungssystem finden muss. Denn jeder tickt anders.
In vielen Bereichen habe ich eine für mich funktionierende Struktur gefunden, in manchen Bereichen verändert sie sich ständig und bei wieder anderen bin ich immer noch auf der Suche. Denn so wie ich mich ändere, verändert sich offensichtlich auch mein Ordnungssystem.
Inzwischen habe ich übrigens herausgefunden, dass beides, Chaos und Ordnung, Teil des kreativen Schaffensprozesses sind. Nur falls dich deine eigene Unordnung verunsichern sollte. 😉
Wie ist das bei dir? Wie gelingt dir die Ordnung? Schreibe es gerne in die Kommentare.

Das glaube ich sofort, dass ein Sortierungs- und Ablagesystem im geistigen Gleichklang enorm hilfreich ist. Aus eigener leidgeprüfter Erfahrung weiß ich, das das Gegenteil wiederum sehr anstrengend sein kann. Mein Mann und ich sind beide ordnungsliebend, haben aber völlig unterschiedliche instinktive Ablagesysteme. Und obwohl wir nun schon so viele Jahre zusammen sind, arbeiten wir immer noch an einer gemeinsamen Struktur, was den digitalen wie analogen Papierkram angeht. Immerhin nähern wir uns der Zielgeraden – was lange währt…
Liebe Grüße!
Mein Mann und ich, wir haben tatsächlich auch eine völlig andere Ordnung. In manchen Bereichen finde ich seine besser, ich kann es so aber nicht und manchmal ist es andersherum. Ich glaube, wir müssen uns daran gewöhnen, dass Ordnung „lebendig“ ist und sich mit unserem Wandel mit verändert. Ein ongonig process sozusagen 😉