Seit heute Vormittag freue ich mich auf diesen Tagebucheintrag, denn ich wusste schon heute Morgen, dass es intensiv werden würde. Es ist 20:30 Uhr und ich sitze völlig verschwitzt, mit einem Crodino an meiner Seite, auf dem Balkon, um den Tag Revue passieren zu lassen. Let’s go.

Frühstück in Augsburg

Um 6:45 Uhr saß ich im Auto, auf dem Weg Richtung Elternhaus. Es war noch wunderbar kühl und die Autobahn war nahezu frei. Über die Jahre wurde der Frühstücks-Zwischenstopp bei der Bäckerei Scharold zu einer liebgewonnenen Tradition. Sie liegt direkt an der Autobahnausfahrt Augsburg/Friedberg, das Frühstück ist lecker und die Atmosphäre schön. Ich kaufe für mittags einen Salat und setze mich mit der Süddeutschen Zeitung nach draußen. Herrlich. Eigentlich wollte ich in den Büchertipps stöbern, aber ich kam nicht besonders weit, denn ich wollte zügig weiter.

Sorry für den Cliffhanger

Normalerweise starte ich lesend in den Tag. Heute nutze ich die Zeit im Auto, um einen mega inspirierenden Podcast zu hören. Eigentlich wollte ich hier meine Erkenntnisse mit dir teilen, aber das schaffe ich heute nicht mehr. Deshalb habe ich gerade beschlossen, ihn im nächsten Newsletter zu reflektieren. Du bist neugierig? Dann melde dich hier zum Newsletter an.

Letzter Check im Elternhaus

Im Elternhaus angekommen, ziehe ich als erstes online eine Tarotkarte, um sie in die IDBM Gruppe zu stellen, damit Tina Maria sie interpretieren kann. Dann geht’s im Garten weiter, denn ich will noch den Inhalt einer Gartenbox checken. Dabei stelle ich fest, dass die Sauerkirschen und Johannisbeeren reif sind. Die Kirschen lasse ich den Vögeln, aber die Johannisbeeren ernte ich kurz, es sind nicht sehr viele.

Der schöne Garten verwildert immer mehr. Kurz ein Foto vom Flamingo, der Wache hält und weiter geht’s im Haus. Die wichtigsten persönlichen Dinge haben wir in den vergangenen Monaten ausgeräumt/entsorgt. Heute will ich noch einmal durch die Schränke gehen, damit wirklich alles Persönliche raus ist. Tatsächlich finde ich bei den DVDs eine Box mit Briefen und Fotos. Den alten Walkman mit den ersten Motivationskassetten von Hans Peter Zimmermann (ihm bin ich zum Coaching bis nach Italien nachgereist) finde ich dabei auch. Ich nehme alles mit, auch die Bibeln, die meine Eltern und meine Großeltern zur Hochzeit bekommen haben. Ob ich sie wirklich behalte, weiß ich noch nicht.

Mehr als die Räume im Obergeschoss, das Elternbad und das Schlafzimmer, schaffe ich nicht. Ich habe Hunger und merke, dass es schon 12:00 Uhr ist. Ab 12:30 Uhr sind sie im Seniorenheim mit dem Mittagessen fertig und ich kann meine Mutter besuchen. Weil ich völlig nass geschwitzt bin, dusche ich kurz und ziehe ein frisches T-Shirt an. Ich packe das Altglas, das ich auf dem Weg entsorgen will, ins Auto und fahre zu meiner Mutter.

Besuch bei meiner Mutter im Seniorenheim

Als ich bei meiner Mutter in der Zimmertüre stehe, ist es einen Augenblick still und ich bin mir nicht ganz sicher, ob sie mich sofort erkannt hat. Macht nichts. Ich nehme sie in die Arme und die Tränen fließen. Sie freut sich immer, wenn ich komme. Ich habe Zeitschriften und ein paar Sachen zum Unterschreiben dabei, wir reden übers Haus und machen uns auf den Weg. Sie will zum Grab ihres Mannes. Dort angekommen ist sie so viel ruhiger als noch vor vielen Monaten. Für sie ist das eine schöne Entwicklung.

Wir fahren weiter zu unserem Lieblingscafé und finden ein lauschiges Plätzchen im Schatten. Bei Kaffee und Kuchen reden wir viel über das Elternhaus, dessen Verkauf gerade läuft. Manchmal wundere ich mich, wie klar sie trotz der Demenz ist. Ich muss ihr zwar mehrmals erzählen, dass wir ganz wunderbare Käufer gefunden haben, die das Haus bald mit Leben füllen, dafür erzählt sie mir Dinge zum Haus, über die wir noch nie gesprochen haben.

Sie ist traurig, dass das Haus bald nicht mehr zu ihrem Leben gehört. Mir geht es nicht viel anders und wir weinen beide. Ich mag mit ihr nicht mehr ins Haus gehen, weil sie das nur verwirren und erinnern würde. Deshalb bin ich froh, dass wir immer selbstverständlicher darüber reden können. Das ist auch eine Art des Abschiednehmens.

Das Haus hat eine ganz wunderbare Energie, weil sie es geliebt, gehegt und gepflegt haben und sie erwähnt auch, dass sie dort nicht hätte alleine wohnen wollen. Das beruhigt mich ein kleines bisschen, denn tatsächlich zog sie schon fünf Tage nach dem Tod ihres Mannes ins Seniorenheim, weil es die einzige Lösung für uns alle war. Für sie selbst muss das ein Schock gewesen sein, aber sie wäre alleine nicht mehr zurechtgekommen.

Wir saßen dieses Mal sehr lange im Café und sie ist besorgt, dass sie sich Ereignisse, die noch keine Stunde vorbei sind, nicht merken kann. Ich versuche ihr zu erklären, dass ihr Kurzzeitgedächtnis nicht mehr so gut funktioniert, denn durch das Buch „Das erschöpfte Gehirn: Der Ursprung unserer mentalen Energie – und warum sie schwindet – Willenskraft, Kreativität und Fokus zurückgewinnen“, über das ich im Monatsrückblick berichtet hatte, habe ich die Zusammenhänge besser verstanden. Das findet sie zwar nicht toll, aber die Erklärung hilft ihr und ich glaube, sie fühlt sich dadurch gesehen, verstanden – und das ist vermutlich das Wichtigste.

Ich mag sie noch nicht zurück ins Seniorenheim bringen und wir gehen im Nachbarort shoppen. Das ist immer sehr lustig und ich freue mich, wenn wir etwas für sie finden. Ich finde, völlig unverhofft, ein reduziertes dunkelblaues Baumwollkleid für einen wirklich kleinen Preis. Cool.

Ja, wo sind sie denn?

Zurück im Seniorenheim ist außer einer Pflegerin niemand auf dem Stockwerk meiner Mutter. Wir suchen in den Zimmern, finden jedoch niemanden – auch nicht auf der Terrasse. Wo sind die alle hin? Die Pflegerin schickt uns ins darüberliegende Stockwerk, und da finden wir sie endlich. Meine Mutter ist happy und ich freue mich darüber. Kürzlich habe ich gelesen, dass viele im Seniorenheim aufblühen und ich habe das Gefühl, dass es ihr tatsächlich gut tut, unter Menschen zu sein.

Rückfahrt nach München

Ich fahre noch einmal kurz ins Elternhaus und packe alles ins Auto, was mit nach München kommt. Ein paar Aufbewahrungsschachteln und andere Kleinigkeiten. In unserer Garage stapeln sich inzwischen die Umzugskisten, und beim Ausräumen des Autos fragt mich ein Nachbar, ob wir umziehen. Nein, das ist die Arbeit für die nächsten Wochen und Monate. 🤪

Völlig verschwitzt und müde – aber wieder Zuhause

Eigentlich bin ich so früh losgefahren, um abends früher zu Hause zu sein, aber ich war so K.O., dass ich regelrecht über die Autobahn geschlichen bin. Johannes überrascht mich mit seinem ersten selbst gemachten Erdbeerkuchen – Leckerschmecker!

Inzwischen ist es 22:00 Uhr und ich bin am Ende meines „Was machst du eigentlich den ganzen Tag“. Den sehr inspirierenden Podcast höre ich die Tage nochmals, um mir die wichtigsten Erkenntnisse aufzuschreiben und sie dann mit dir zu teilen.

Ein für mich sehr besonderer Tag endet mit diesem Blogartikel und der Musik vom Dorffest. Von „Ein Prosit“ bis zu „Major Tom“ ist alles dabei und ich hoffe, dass die bald Ruhe geben 🙄 denn ich steh‘ nicht so auf Schlager😂. Es ist zappenduster und ich gehe endlich Duschen und ins Bett hüpfen. 🩷 Danke, dass du bis hierhin gelesen hast.

Was ist #WMDEDGT?

„Was machst du eigentlich den ganzen Tag“, kurz #wmdedgt, ist eine Idee von Frau Brüllen und findet an jedem 5. eines Monats statt. Die Regeln zum Mitmachen sind einfach: Verlinken und über den heutigen Tag tagebuchbloggen (ohne Werbung, ohne Geschwurbel)

Und in meinem Fall normalerweise auch ohne interne oder externe Links und Foto. Ganz bewusst, damit ich mich ganz auf das Schreiben fokussieren kann. Heute war eine Ausnahmetag, deshalb mit Fotos und Links. 😉

Noch mehr „Was machst du eigentlich den ganzen Tag“ findest du direkt bei Frau Brüllen.

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