Zum Journaling, zur schreibenden Selbstreflexion, kam ich vor über dreißig Jahren. Was als kleine Übung begann, wurde über die Jahre zu einer wertvollen Selbstcoaching-Routine, die aus meinem Leben nicht mehr wegzudenken ist. Heute erzähle ich dir, wie ich dazu kam und warum Schreiben als Selbstreflexion für mich so bedeutsam ist.
Was ist Journaling?
Bevor wir starten, möchte ich dir kurz erklären, wie ich Journaling verstehe. Journaling ist für mich eine moderne Form des Tagebuchschreibens. Indem ich meine Gedanken, Gefühle, Erlebnisse und Erkenntnisse aufschreibe, reflektiere ich sie. Beim Schreiben werde ich mir meiner inneren Prozesse bewusst – und oft ordnet sich dadurch alles wie von selbst. Nicht selten entdecke ich am Ende neue Perspektiven und unerwartete Einsichten.
Journaling ist für mich eine wunderbare Möglichkeit, zu entspannen, Stress abzubauen, emotionale Blockaden zu erkennen, mich selbst besser zu verstehen und mein persönliches Wachstum zu unterstützen.
Meine Art des Journaling
Es gibt unzählige Möglichkeiten, den schriftlichen Dialog mit sich selbst zu führen. Ich habe im Laufe der Jahre vieles ausprobiert, und daraus hat sich mein ganz eigener Stil entwickelt – der sich übrigens immer wieder verändert. Würdest du mich heute fragen, wie ich journale, dann hätte ich im Moment noch keine Antwort für dich. Das Schreiben über darüber ist für mich eine Erkenntnisreise.

Wichtig ist: Jeder darf seine eigene Form der schreibenden Selbstreflexion finden. Egal wie du es machst – entscheidend ist, dass es zu dir, deinem Alltag und deinen Bedürfnissen passt. Journaling ist ein kreativer, ergebnisoffener Prozess, bei dem wir uns auf uns selbst einlassen. Mehr ist es im Grunde nicht. Und genau das macht es so wertvoll.
Warum ich meinen Alltag dokumentiere
Neben der schriftlichen inneren Zwiesprache geht es mir auch darum, mein Leben zu dokumentieren. Im hektischen Alltag geht so viel verloren, was wichtig, heilsam und erkenntnisreich sein könnte. Ich möchte mein Leben nicht einfach an mir vorbeiziehen lassen. Dabei geht es mir weniger um die großen Ereignisse – sondern um die kleinen Alltagsmomente. Sie sind es, die unser Leben verändern, wenn wir lernen, sie bewusst wahrzunehmen.
So wird das Notizbuch zu einer lebendigen Chronik des eigenen Entwicklungsweges, aus der wir Mut, Zuversicht und Selbstvertrauen schöpfen können.

Wie ich zur Tagebuchschreiberin wurde
Das kleine Tagebuch mit den bunten Sternen darauf, das ich als Teenager von meiner Mutter bekam, blieb weitestgehend leer. Bis auf Alltagsschnipsel wie das Wetter und Besuche bei der Oma. Zur echten Reflexion fand ich erst durch meine erste spirituelle Lehrerin. Am 22. Juli 1994 bekam ich durch sie folgende Empfehlung:
„Es ist wichtig, dass du eine Zeit lang aufschreibst, was dir an Veränderungen deiner Wesensart auffällt. Ich empfehle dir eine tägliche Innenschau, mit 5 bis 10 Arbeitssätzen. Mache dir dazu eine kurze Bemerkung über das, was dir an veränderten Reaktionsweisen aufgefallen ist und schreibe sie auf. Dazu gib das Datum an und schildere kurz den Ablauf mit dem für dich veränderten Reaktionsmuster. Durch diese Arbeit steigerst du deinen eigenen Bewusstmachungsprozess und kannst dich klarer ausrichten auf dein Wachstum in dir. Dies wird verfestigen, was sich an Wandel manifestiert, so dass du einen sicheren Fuß auf jede Treppenstufe der Entwicklung setzen kannst. Dies wird dir Freude bringen und Klarheit.„
Die tägliche Innenschau wurde zu einer wertvollen Routine, aus der über die Jahre meine Tagebücher entstanden. Ich begann, Bücher über Persönlichkeitsentwicklung zu lesen, schrieb Dankbarkeitslisten, und über meine Gedanken und Erkenntnisse. In schwierigen Zeiten waren meine Notizbücher wie ein guter Freund, dem ich alles anvertrauen konnte.
Das Schreiben half mir, den endlosen Strom sorgenvoller Gedanken aus dem Kopf aufs Papier zu bringen – und sie so zu sortieren. Es war wie Magie: Wo vorher Chaos war, entstand Klarheit.

Am Ende standen drei Umzugskisten, voller Notizbücher auf dem Dachboden meines Elternhauses. Ich hatte lange überlegt, ob ich sie mit nach München nehmen soll, mich dann aber dagegen entschieden. Ich wollte den alten Ballast nicht mit in mein neues Leben nehmen. Inzwischen bedaure ich das ein bisschen, aber es ist, wie es ist, und es ist gut so.
Schreiben macht mich glücklich
Papier ist mein Medium – vielleicht, weil ich in einer Druckerei und einem Schreibwarengeschäft groß geworden bin. Schon als Teenagerin liebte ich es, Briefe zu schreiben. Die Freude, wenn nach der Schule ein Antwortbrief im Briefkasten lag, war unbeschreiblich.
Obwohl ich E-Mails und Sprachnachrichten schätze, geht doch nichts über das Gefühl, wenn meine Gedanken mit der Feder über ein glattes Blatt Papier fließen. Für mich ist das meditativ. Schreiben – auf Papier oder digital – ist meine Art, mich mit mir selbst zu verbinden.
Der Schreibtisch, mein kreativer Freiraum
Zum Schreiben braucht es einen sicheren, ruhigen Ort. Wenn ich schon meine intimsten Gedanken aus mir herausfließen lasse, brauche ich einen Platz, an dem ich mich wohl und ungestört fühle. Der Schreibtisch war und ist der wichtigste Ort in jeder Wohnung.
Während eines kreativen Schreibkurses sollten wir einmal über ein Möbelstück schreiben, das uns durchs Leben begleitet. Ich wählte meinen Schreibtisch – und merkte, wie sehr er Teil meiner Geschichte ist.

Tatsächlich ist der Schreibtisch nach wie vor ein zentral wichtiger Platz für mich. Egal, wie groß eine Wohnung war oder ist, es gibt immer einen Platz für meinen Kram und meine Schreiberei. 😉

Zeitweise hatte ich meinen Arbeitsplatz im Wohnzimmer, was ich ganz wunderbar fand, inzwischen habe ich wieder einen eigenen Raum:

Der Platz, an dem ich schreibe, ist ein heiliger Ort
Heilig – weil ich beim Schreiben alles um mich herum vergesse, still werde und meinen Gedanken lausche. Vielleicht sind genau diese Momente, in denen wir ganz bei uns selbst sind, heilig. Und das Schönste: Mit meinem Notizbuch kann ich überall auf der Welt einen solchen Ort erschaffen.

Mein Notizbuch ist eine bewertungsfreie Zone
Kreativität kennt keinen Perfektionismus. Deshalb habe ich mein Notizbuch ganz bewusst zu einer bewertungsfreien Zone gemacht. Es gibt kein „schön“ noch „hässlich“ und es gibt auch kein „richtig“ oder „falsch“. Farbpatzer, Schreibfehler, Kaffeeflecken – alles gehört dazu.
Mein Notizbuch ist kein Kunstwerk, sondern ein Raum für Wahrheit. Eine Momentaufnahme dessen, wer ich gerade bin – roh, echt, lebendig.
Wie es weitergeht
Wie es weitergeht, weiß ich selbst noch nicht genau. Ich nehme dich mit auf meinen Journaling-Weg, teile Erfahrungen, Einsichten und Inspirationen. Danke, dass du mich ein Stück auf meinem Weg begleitest.















Liebe Marita, ich finde es toll, dass es nun auch die Kategorie Journaling auf deinem Blog gibt und ich freue auf deine Beiträge zu diesem Thema. Ich mag deine Kombi total, Text, Bilder, Fotos alles an einer Stelle integriert. Ich habe ein Skizzenbuch und eine Journal, die bisher noch nebeneinander her laufen. Du hast mich inspiriert einen neuen Anlauf zu wagen. Alles Liebe, Christiane
Liebe Christiane,
ich danke Dir fürs Lesen und Deine Ermutigung. Ich freue mich, wenn ich Dich mit meiner Art des Journaling inspirieren kann und freue mich über Wünsche und auch Ideen, die Du hast.
Liebe Grüße, Marita
Liebe Marita
ohhh wie spannend, Dein deep dive in DEINE Art des Journalings. Ich liebe es, wie wunderschön, Deine Tagebücher aussehen und wie kreativ Du sie jeweils gestaltest. Das sind Kunstwerke.
Es gibt wohl ein Tagebuchmuseum, wo man „alte“ Tagebücher hinschicken kann. Daran dachte ich, als ich Deinen Artikel las.
Ich freue mich, noch mehr darüber zu erfahren und vor allem von Dir über die besondere Gestaltung zu lernen.
Ich schreibe auch viel, aber bei weitem nicht so konsequent wie Du. Habe eine ganz bestimme Marke eines Heftes und die muss es immer sein.
Ab und zu formuliere ich dort Briefe an Menschen, mit denen ich gerade etwas zu klären habe. Das ist eine sehr heilsame Form des Journalings für mich. Und so hat es mit mir und dem Schreiben auch angefangen, damals als Teenie.
Ich würde mich auch über Journaling Schreibübungen von Dir freuen.
Und sie auf jeden Fall mitmachen.
Liebste Grüsse aus der Schweiz
Christine
Wow! Du machst mich fertig, liebe Christine 😉 und das meine ich positiv! Du öffnest mir die Türe noch ein bisschen weiter und ich nehme Deine Einladung sehr gerne an. Vom Tagebuchmuseum hatte ich schon mal gehört, ich werde das nochmal recherchieren. Ich freue mich, auch von Dir zu lernen. Ich melde mich noch direkt bei Dir.
Liebste Grüße in die Schweiz,
Marita
Liebe Marita,
da sprichst Du mir aus vollem Herzen. Ich schreibe mehr oder weniger Tagebuch oder heute nennt man das ja auch Bulletjournal. Obwohl ich mit Kalender und persönlichem Notizen nicht so recht klar komme. Aber ich wollte es ausprobieren und habe gemerkt, es ist nicht meins. Ich liebe Notizbücher / Kalender etc.
Neeee, 🙂 `lach`. Von meiner Mutter oder meiner Oma habe ich kein Tagebucht bekommen. Bei mir kam es durch das Buch der Anne Frank, da hatte ich das Gefühl, ich möchte es auch aufschreiben. Wie bei Dir, erst banal. Aber heute um vieles zu verbeiten. Es tut so gut und ich freue mich schon über die neue Kategorie bei Dir und versuche es dann auch mit meinem neuen Business zu verbinden.
Liebe Grüße
Elke
Danke fürs Lesen, liebe Elke, da war ein wertvoller Impuls dabei: Journaling & Business. Darüber will ich sowieso auch mal schreiben. Und die Tagebücher der Anne Frank habe ich auch noch nicht gelesen. Noch ein Impuls. Ich danke Dir! Auch fürs Lesen.
Liebe Grüße, Marita
hey marita – oh diese neue rubrik finde ich ganz wunderbar und es ist toll wie du deine ganze individuelle art und weise des journalings zeigst und beschreibst! ich freu mich schon drauf, dazu noch mehr von dir zu lesen! ein leben ohne journaling ist zwar machbar, aber doch irgendwie sinnlos, oder?!? hahahah 😉 es gibt übrigens eine tagebuch-archiv, da könntest du deine ganzen kisten hinschicken – hab ich auch schonmal dran gedacht – google das mal, wenn es dich interessiert. lg, iris
An der Stelle haben wir ja eine Schnittstelle, Du Schreib-Profi! Den Satz „Ein leben ohne Journaling ist machbar, aber sinnlos“ hatte ich tatsächlich im Text, aber dann wieder gelöscht. Danke für die Ergänzung. Tatsächlich habe ich das Zerknautschen eines Papiers vergessen. Wenn ich kreativ bin mache ich das gerne mal, im Notizbuch dagegen eher selten. Ich ergänze das noch.
Liebe Grüße, Marita