Entdecke deine Stärken, folge deinem Talent und der Freude. Es scheint, als wäre das der einzig wahre Weg, um glücklich und erfolgreich zu werden. Ganz falsch ist das nicht, aber es wird oft vergessen, dass hinter einer vermeintlichen Schwäche eine wertvolle Fähigkeit oder Stärke verborgen ist. Da kann es sich schon mal lohnen, sich den eigenen Schwächen zuzuwenden.

Einstieg ins Familienunternehmen: Gehen oder bleiben?

Kurz nach meiner Ausbildung als Industriekauffrau bin ich ins Unternehmen meiner Familie, einer Druckerei, eingestiegen. Ich wollte mich beruflich weiterentwickeln und meine Eltern suchten händeringend nach Unterstützung. Da lag es nahe, mitzuarbeiten. Allerdings hatte ich nach knapp vier Wochen schon genug. Die Technik überforderte mich, es war schrecklich hektisch (typisch Medienbranche) und die Zusammenarbeit mit meinem Vater brachte mich regelmäßig an meine Grenzen. Ich hatte zum ersten Mal in meinem Leben Magenschmerzen. Freude an der Arbeit fühlte sich definitiv anders an. Trotzdem bin ich geblieben.

Warum Weglaufen keinen Sinn macht

Ich gebe nicht so schnell auf. Wenn ich mich für etwas entschieden habe, ziehe ich das durch. Zumindest so lange, bis ich eine gute Entscheidung treffen kann. Vermutlich bin ich deshalb geblieben. Aber auch, weil ich es unfair gefunden hätte, meine Familie im Stich zu lassen. Glücklicherweise kannte ich zu der Zeit schon meine spirituelle Lehrerin. Sie erklärte mir die Zusammenhänge: Warum wir in solche Situationen kommen, wie wir sie meistern und für unser inneres Wachstum nutzen können. Für mich war schnell klar, dass ich einen größeren Nutzen habe, wenn ich mich der Herausforderung stelle, als vor ihr wegzulaufen. Außerdem wollte ich herausfinden, ob sie recht hat. Mir kann man mir viel erzählen, ich finde gerne selbst heraus, ob es funktioniert.

Und tatsächlich hat sich diese „Theorie“ inzwischen bestätigt: Lernerfahrungen bekommen wir so lange, bis wir uns damit auseinandergesetzt und daran gewachsen sind. Das kann schon mal ein bisschen holprig und anstrengend sein, aber manchmal geht es leichter, als man denkt. Jedenfalls übte ich mich ab dem Zeitpunkt darin, mich jeder noch so blöden oder unangenehmen Situation zu stellen, um herauszufinden, was ich daraus lernen kann. Das war der Beginn einer spannenden Reise, bei der ich neue Fähigkeiten entdeckte, und aus so mancher Schwäche eine Stärke entwickeln konnte.

Wie ich gelernt habe, über mich selbst hinauszuwachsen

Im Familienunternehmen kannst du nicht einfach sagen: „Ich kann oder mag diese Arbeit nicht machen.“ Die Arbeit muss getan werden und wenn du es nicht kannst, lernst du es eben. Ob du dafür ein Talent oder eine Stärke hast, interessiert an dieser Stelle niemanden. Auch nicht, ob du Angst davor hast. Und so habe ich ziemlich schnell gelernt, über mich selbst hinauszuwachsen. Dinge so lange zu tun, bis ich sie kann. Und du glaubst gar nicht, was man alles lernen kann, wenn man muss!

Mein Weg zur Network Marketing Mentorin

Sag‘ niemals nie! Wie aus Angst eine Leidenschaft wurde

Ich weiß nicht, ob ich schon mal erzählt habe, dass ich alles, nur nicht im Vertrieb/Verkauf arbeiten wollte. Ich wurde in meinem Ausbildungsbetrieb mal von einem Kunden dermaßen angeschnauzt, dass ich beschlossen hatte niemals (!!) irgendetwas zu tun, was mit Verkauf, Vertrieb oder Kunden zu tun hat. Zu meinem (Un)Glück war ich im Familienunternehmen direkte Ansprechpartnerin für alle Kunden. Aber nicht nur das. Ich war über Nacht auch noch Führungskraft geworden – und das mit unterirdischen Kommunikationsfähigkeiten. Aber da ich nicht ausweichen konnte, musste ich da irgendwie durch. Also habe ich stapelweise Bücher über Kommunikation gelesen und Seminare besucht. Nicht zu vergessen: Ich war zu der Zeit noch schrecklich schüchtern und unsicher.

Und während ich an meinen inneren Mustern arbeitete und das gelernte Wissen Stück für Stück umsetzte, passierte ein Wunder: Die Arbeit fing an, mir Spaß zu machen. Indem ich meine inneren Ängste und Blockaden abbaute, kamen völlig neue Fähigkeiten zum Vorschein. Ich mag gar nicht daran denken, was passiert wäre, wenn ich aufgegeben hätte!

Ja, es ist der leichtere Weg, seinen Stärken und Talenten zu folgen, aber…

Dabei wird oft vergessen, dass Talent selten angeboren ist, sondern meistens durch stetiges Üben entsteht. So mancher erfolgreiche Schachspieler ist deshalb talentiert, weil er seit frühester Kindheit Schach spielt. Bei Sportlern ist das nicht viel anders. Die gleiche Erfahrung habe ich beim Zeichnen gemacht. Ich dachte lange, dass das eine angeborene Fähigkeit ist. Bis ich feststellte, dass es ein „Handwerk“ ist, das man lernen und durch stetiges Üben verbessern kann.

Ich bin der Meinung, dass Talent überbewertet wird und es sich lohnt,
auch mal einen Blick auf vermeintliche Unfähigkeiten und Schwächen zu werfen.

Was wir als Schwächen oder Unfähigkeiten bezeichnen, ist oft nur mangelndes Wissen oder fehlende Erfahrung – und Übung. Es ist tatsächlich noch kein Meister vom Himmel gefallen. Es lohnt sich deshalb, liebevoll auf die eigenen Schwächen zu schauen, um herauszufinden, ob eine Fähigkeit oder Stärke darin verborgen ist. Ich bin der Meinung, dass wir alles lernen können. Wenn wir motiviert und bereit sind, zu üben. Wir werden vielleicht kein Profi werden, aber für ein ordentliches Niveau könnte es vielleicht doch reichen.

Warum wir vor Schwächen oder Unfähigkeiten ausweichen

Wir alle bemühen uns, unser Leben so sicher und stabil wie möglich zu gestalten. Wir haben es lieber etwas zu langweilig als zu aufregend.

„All your fears are fears of feelings.“ (Christan Mickelsen)

Wenn ich mich meinen Schwächen oder (noch) Unfähigkeiten zuwende, wird es schnell mal ein bisschen unbequem. Denn wir begeben uns in eine erfahrungsfreie Zone. Das ist alles andere als lustig, denn wir kommen mit unangenehmen Gefühlen in Kontakt, wie zum Beispiel Angst, Scham, Unsicherheit, Unfähigkeit, um nur einige zu nennen. Und weil das noch nicht reicht, werden alte Erfahrungen gleich mitgeliefert.

Warum ich versuche, Herausforderungen mit Schwung zu nehmen

Meine spirituelle Lehrerin hat mich zwanzig Jahre lang auf diesem Weg des inneren Wachstums begleitet und ich bin ihr zutiefst dankbar dafür. Ich habe gelernt, nicht auszuweichen, sondern innerlich zu wachsen. Es war und ist ein sehr lohnenswerter Weg. Denn mit jeder Herausforderung, die ich gemeistert habe, bin ich gewachsen und auch mein Nervensystem wurde stärker. Am Ende hat mich das widerstandsfähiger und resilienter gemacht. Mein Selbstvertrauen ist dadurch unglaublich gewachsen – und mein Mut auch.

Schwierigkeiten und Ängsten auszuweichen empfinde ich inzwischen als viel anstrengender und belastender, als mich einer schwierigen Situation zu stellen. Aber es gibt noch einen anderen Grund, warum ich – wenn möglich – in Herausforderungen regelrecht hineinspringe: Weil es mich innerlich frei macht. Nein, das ist nicht immer lustig, es gibt auch eine gute Nachricht: Es wird leichter und man selbst gelassener. Denn ich habe über die vielen Jahre gelernt, dass ich für meine Mühe immer belohnt werde und es – auf lange Sicht – leichter wird und ich gestärkt daraus hervorgehe. Und so entsteht Stück für Stück noch mehr innere Freiheit.

Falls dir der Perfektionismus im Weg steht, hab‘ ich hier noch einen Blogartikel für dich:

Perfektionismus: Starte unperfekt

Ich hab‘ mich eine gefühlte Ewigkeit auf mein Coaching Business vorbereitet. Wie viele Ausbildungen ich genau gemacht habe, kann ich dir nicht sagen, aber es sind über die vielen Jahre eine ganze Menge zusammengekommen. Natürlich haben mich die Themen brennend interessiert, aber unterschwellig war damit auch eine Hoffnung verbunden. Die Hoffnung, mich nach der (letzten) Ausbildung endlich qualifiziert – und perfekt vorbereitet – zu fühlen, um mein Business zu starten. Entweder habe ich diesen Moment nicht bemerkt, oder es gibt ihn überhaupt nicht. Weiterlesen…

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