Eigentlich wollte ich aus dem Beitrag „Wie ich wurde, was ich bin“ nur einen Punkt vertiefen, als mich die Emotionen übermannten. Mir wurde plötzlich bewusst, dass die Gründung meines Coaching Business gar keine so positive Erfahrung war. Im Gegenteil. Sie war traumatisch. Im ersten Moment bin ich richtig erschrocken. Als ich aus dem Strudel der Erinnerungen wieder aufgetaucht war, war klar, dass dieser Beitrag anders werden würde, als ich mir das gedacht hatte. Ich habe lange überlegt, ob ich meine Gründungserfahrung veröffentlichen soll. Aber es ist meine Geschichte und vielleicht hilft sie dir, eine Abkürzung zu nehmen.

Ein Unternehmen zu gründen ist kein Spaziergang

Ich kenne die Gründungsgeschichten meiner Eltern und Schwiegereltern. Die finanziellen Risiken, die sie eingegangen sind, die schlaflosen und durchgearbeiteten Nächte, die sie hatten. Ich bin damit aufgewachsen. Als ich ins Unternehmen meiner Eltern kam, bekam ich einen noch tieferen Einblick und die Schieflage des Unternehmens habe ich hautnah miterlebt. Aber in mir war der Traum, als Coach zu arbeiten und das geht nun mal nur in der Selbstständigkeit. Ich beobachtete meinen Mann bei der Gründung seines Coaching Business und hatte den Ehrgeiz, es besser und schneller zu machen. Trotzdem hatte ich das Projekt meiner eigenen Unternehmensgründung komplett unterschätzt. Rückblickend würde ich sagen, dass eine große Portion Naivität und Idealismus mit im Spiel war. Beides hatte meine Sicht ein bisschen vernebelt.

Die fachliche Vorbereitung auf meinen Beruf als Coach

Die Tätigkeit als Coach sollte keine Selbstverwirklichungs-Nummer sein, sie war gut überlegt. Ich hatte mich zwanzig Jahre lang auf diese Aufgabe vorbereitet. Das Wissen in den (Berufs)Alltag integriert und mich selbst und meine Fähigkeiten immer wieder geprüft. Ausbildungen gemacht und jede noch so kleine Herausforderung mit viel Schwung genommen. Alles mit dem Ziel, möglichst resonanzfrei zu werden, um professionell arbeiten zu können.

Ich war mir der Verantwortung, die dieser Beruf mit sich bringt, sehr wohl bewusst, aber ich hatte natürlich keine Ahnung, wie die Arbeit als Coach tatsächlich sein würde. Würde ich all die Methoden, die ich über die vielen Jahre gelernt hatte, anwenden können? Würde ich den Menschen tatsächlich helfen können? Das waren Fragen, die ich mir immer wieder stellte. Denn für mich war und ist die Arbeit als Coach eine sehr verantwortungsvolle und ich hatte (und habe) großen Respekt davor. Schließlich arbeitet man mit dem Unbewussten des Gegenübers und keiner weiß vorher, welche Prozesse angestoßen werden.

Der erste Schritt in die Selbstständigkeit ging ordentlich in die Hose

Da ich aus dem Medienbereich komme, wollte ich professionell starten. Und gleich der erste Schritt endete in einer Buchlandung. Ich hatte einer Agentur viel Geld für Website und Text bezahlt und bin fast vom Stuhl gefallen, als ich den ersten Entwurf sah: Fotos von Bergsteigern, die den Gipfel erreicht hatten. Mehr hatten die nicht in petto? Hilfe! Jeder Coach arbeitet mit diesen Metaphern. Als ich dann noch erfuhr, dass ich weitere tausend Euro für die Schulung in die Websitetechnik zahlen sollte und der Texter keine Texte lieferte, beendete ich die Zusammenarbeit. Jetzt hatte ich ein Logo (Das ich gar nicht haben wollte), tolles Briefpapier und die erste Fehlinvestition. Na, bravo.

Erste Positionierung als Methoden-Coach

Die Suche nach meiner Zielgruppe und einer Nische hat mich fast um den Verstand gebracht. Texte zu entwickeln, war eine einzige Quälerei. Da half es auch nicht, dass ich zwischenzeitlich einen Texter an meiner Seite hatte, der wusste, wie man Salestexte schreibt und in der Lage war, meinen Textergüssen noch einen ordentlichen drive zu geben. Aus lauter Verzweiflung entschied ich mich, als Methoden-Coach zu starten und ging als Wingwave Coach online. Aber die Website alleine brachte mich natürlich nicht weiter. Ich musste „trommeln“, damit mich die Menschen finden würden.

Ich hatte null Erfahrung mit Online-Marketing und da ich mir keinen Dienstleister leisten konnte, tauchte ich in die Geheimnisse von Google Ads ein. Das funktionierte tatsächlich gut. Mein Ranking wurde besser und mein Business nahm Fahrt auf. Wenigstens diese Arbeit hatte sich gelohnt. Nach den ersten Erfahrungen mit Klienten merkte ich schnell, dass es mir (als Scannerpersönlichkeit) zu wenig war, nur Ängste und Blockaden zu lösen, so genial die Methode auch war.

Zweite Positionierung: Allgemeines Coaching

Ich wollte Menschen dabei unterstützen, ihre Ziele zu erreichen. Aber welche genau? Ich kam einfach nicht weiter und drehte mich völlig im Kreis. Nach den ersten Positionierungs-Coachings war ich zumindest in der Lage, Texte zu schreiben. Aber wo, bitteschön, war diese verd*** Nische? Ich war nur noch frustriert und fast schon verzweifelt. Es war an der Zeit, nicht nur die Kosten zu decken, sondern Geld zu verdienen!!! Also ging die zweite Website zügig und mit einer recht allgemeinen Coaching-Positionierung online. Das fühlte sich zwar besser an, aber von einer spitzen Positionierung war ich noch meilenweit entfernt. Die Umsätze stiegen trotzdem weiter. Google Ads sei Dank, bekam ich richtig tolle Klienten.

Endlich! Meine endgültige Positionierung

Eigentlich hätte ich mir das ganze Positionierungsgedöns sparen können, denn es hat mich irre viel Geld gekostet, aber nicht wirklich weitergebracht. (Die meisten Positionierungskurse sind für Scannerpersönlichkeiten ungeeignet und es gibt nur wenig Coaches, die sich damit auskennen). Mein Texter kannte mich inzwischen so gut, dass wir die dritte – und finale – Positionierung Nullkommanichts gefunden hatten. Vielleicht war es auch deshalb so einfach, weil wir endlich bei meiner ursprünglichen Idee „Coaching für Unternehmensnachfolger*innen“ angekommen waren. Die Blogtexte flossen nur so aus mir heraus. Endlich wurde es leicht. Kein Wunder, es war meine ganz persönliche Geschichte. Trotzdem musste ich mit Google Ads nochmal komplett neu starten. Das Thema schien zwar eine Nische zu sein, aber die Zielgruppe war sehr übersichtlich. Im Rückblick weiß ich, dass ich für diese Nische mein Marketing hätte völlig anders aufbauen müssen.

Marita Eckmann Coaching Website Familienunternehmen

Nach vier Jahren Aufbauarbeit war die Luft raus.

Ich war ausgelaugt, müde und frustriert. Auch emotional. Ich hatte mich immer wieder in neue Technik eingearbeitet und neue Texte und Anzeigen entwickelt. Natürlich war das auch spannend und ich habe unglaublich viel dabei gelernt, aber es ist auch viel auf der Strecke geblieben. Ich hatte unterschätzt, was es heißt, ein völlig neues Unternehmen aus dem Boden zu stampfen. Alles von null aufzubauen. Als Einzelkämpferin. Es war mühevoll, anstrengend und ich war es leid, gegen Widerstände zu kämpfen. Vielleicht hatten sie doch alle recht und ich sollte der Realität ins Auge sehen?

Aber ich hatte sowieso genug von den ständigen Investitionen und es war ja kein Ende in Sicht. Ich fühlte mich wie im Hamsterrad. Außerdem machte es betriebswirtschaftlich einfach keinen Sinn. Trotz stetig steigender Umsätze war ich von einem vernünftigen Einkommen Lichtjahre entfernt.

Ich hänge das Coaching Business an den Nagel

Ich bin eine Meisterin im Durchhalten, aber ich weiß auch, wann Schluss ist. Da kann der Traum noch so groß sein. Wenn ich von meiner Berufung nicht leben kann, macht sie für ich keinen Sinn. Punkt. Ende der Geschichte.

Wahrscheinlich war die Entscheidung deshalb so leicht, weil parallel bereits ein neues Business entstand, das all das vereinte, was ich mir wünschte – und die Zahlen stimmten auch. Aber zuerst kam noch ein cooles Kooperationsangebot zu mir: Beratung von Familienunternehmen im Generationswandel. Zwei Jahre früher, und ich hätte vor Freude Luftsprünge gemacht. Ich fuhr gerade vom unglaublich inspirierenden Gespräch mit dem Kooperationspartner nach Hause, als mir plötzlich klar wurde, dass ich mein Business beenden würde. Ich erinnere mich noch genau an den Moment, als ich Johannes von unterwegs anrief und sagte: „Ich höre mit dem Coaching auf.“

Die Energie war weg. Von jetzt auf nachher. Ich hatte keine Lust mehr, mit Familienunternehmen zu arbeiten. Vielleicht, weil ich meine eigene Geschichte inzwischen bearbeitet hatte und mit dem Thema durch war? Möglicherweise. Jedenfalls war das, wofür ich so viele Jahre gekämpft hatte, plötzlich unwichtig. Von einem Moment auf den anderen. Deshalb war es leicht, das Business an den Nagel hängen. Es fühlte sich richtig an.

Warum ich die Gründungsphase als traumatisch empfinde

Ich definiere Trauma als „ein belastendes emotionales Ereignis, das in Körper und Seele Spuren hinterlässt“. Und genau so habe ich die Zeit der Unternehmensgründung erlebt. Inzwischen habe ich vieles davon aufgearbeitet (das hoffe ich zumindest). Für mich waren die Momente am schlimmsten, in denen ich alleine war und nach meinem Weg suchte. Es gibt tausend Bücher und noch mehr Dienstleister, die einem auf diesem Weg begleiten können, aber am Ende bleibt es ein Puzzle aus vielen Einzelteilen. Ich hatte niemanden an meiner Seite, der mit mir wohlwollend und ehrlich auf das Gesamtbild (einschließlich meiner Person) schaute, und den ich fragen konnte. Dem ich vertraute. Mit dem ich die Themen hätte reflektieren können. Vielleicht bin ich deshalb so leidenschaftlich gerne Mentorin.

Ich glaube, dass es mir irgendwann nur noch darum ging, den geplanten Weg weiterzugehen. Ohne darüber nachzudenken, ob er nach so langer Zeit überhaupt noch passend ist. Ich hatte so viel Geld und Zeit investiert, dass ich endlich einen „Return on invest“ haben wollte. Wahrscheinlich hatte ich am Ende eine Art Tunnelblick. Ich wollte mir selbst und all den Kritikern beweisen, dass ich es doch schaffen würde.

Es ging trotzdem gut weiter

Vermutlich fragst du dich jetzt, wie es weiterging. Coach bin ich immer noch. Es war für mich nie nur ein Job, sondern es war und ist für mich eine Lebenshaltung. Inzwischen unterstütze ich Frauen beim Aufbau einer soliden Selbstständigkeit, aber dazu kam ich eher zufällig. Ich bin diesen vielen „Zufällen“ heute noch dankbar und meiner eigenen Offenheit gegenüber Neuem gleich dazu. Inzwischen liebe ich meine Selbstständigkeit im Network Marketing. Und keine meiner Erfahrungen war umsonst. Im Gegenteil. Ich kann all mein Wissen, meine Gründungserfahrung und das Coaching Know-how in meine Arbeit als Business-Mentorin einbringen und weitergeben. Für mich gibt es keine erfüllendere Aufgabe, als Frauen zu ermutigen, ihren eigenen Weg zu gehen. Sie dabei zu unterstützen, ihr Business und ihre Persönlichkeit weiter zu entwickeln – und ihre Ziele zu erreichen.

Es gibt viele Wege, erfolgreich zu werden. Aber es gibt auch viele gute Gründe, sich Network Marketing genauer anzuschauen. Ich bin der Meinung, dass jede Frau – egal ob selbstständig, angestellt, Familienmanagerin, Unternehmerin oder was auch immer – diese Möglichkeit zumindest kennen sollte. Vorurteile hin oder her, am Ende geht es doch darum, dass wir Frauen selbstbestimmt Leben und Arbeiten können – und unsere Träume Wirklichkeit werden lassen. Und warum nicht mal einen anderen Weg gehen…